Dritte Station der Asien-Pazifik-Reise von Franziskus

Papst in Osttimor: Armut überwinden und in Bildung investieren

Veröffentlicht am 09.09.2024 um 18:49 Uhr – Lesedauer: 

Dili ‐ Papst Franziskus ist im Rahmen seiner Asien-Pazifik-Reise in Osttimor angekommen. Er würdigte den Weg des katholisch geprägten Landes zur Unabhängigkeit und rief zu Frieden und Versöhnung auf – und zur Überwindung "gesellschaftlicher Plagen".

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Papst Franziskus hat die Verantwortlichen in Osttimor zur Überwindung "gesellschaftlicher Plagen" aufgerufen. Armut, Unterentwicklung, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Kindesmissbrauch und Jugendkriminalität müssten mit einer langfristig angelegten Politik angegangen werden, sagte der Papst am Montagabend (Ortszeit) in einer Rede vor Vertretern aus Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft.

Da 65 Prozent der Bevölkerung von Osttimor unter 30 Jahre alt sind, sei die Bildung das Wichtigste. Sie müsse die Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen und ihre Würde stärken. Zudem gehe es darum, dafür zu sorgen, dass weniger Menschen als bisher das Land auf der Suche nach einer besseren Zukunft verlassen.

Papst gratuliert zur Unabhängigkeit

Franziskus war am Montagnachmittag (Ortszeit) in Osttimor gelandet, der dritten Station seiner vor einer Woche begonnenen Asien-Pazifik-Reise. Am Flughafen der Hauptstadt Dili wurde er mit militärischen Ehren begrüßt. Anschließend empfing der Staatspräsident Osttimors, Jose Manuel Ramos-Horta, den Papst im Präsidentenpalast.

Franziskus gratulierte dem früher von Indonesien besetzten Pazifikstaat in seiner auf Spanisch gehaltenen Rede zur Unabhängigkeit. Das Land habe "die Erschütterungen und die Gewalt erlebt, die oft auftreten, wenn ein Volk vor der vollen Unabhängigkeit steht und sein Streben nach Selbstständigkeit nicht anerkannt oder behindert wird". Nach dieser Zeit der Prüfung sei nun "endlich eine Morgendämmerung des Friedens und der Freiheit angebrochen".

Bild: ©Lola Gomez/CNS photo/KNA

Papst Franziskus war am Montagmorgen Osttimor angekommen, der dritten Station seiner vor einer Woche begonnenen Asien-Pazifik-Reise. Am Flughafen der Hauptstadt Dili wurde er mit militärischen Ehren begrüßt.

Der Papst betonte die Bedeutung der Versöhnung mit den Menschen im überwiegend muslimischen Nachbarland Indonesien. Zugleich lobte er Osttimor dafür, dass es sich im Jahr 2022 der Erklärung von Abu Dhabi angeschlossen hat. Darin bekunden Muslime und Christen ihre gemeinsame Verantwortung für Frieden und Entwicklung. Auch mit Blick auf anhaltende Kriege in anderen Teilen der Welt rief Franziskus zu Frieden und Versöhnung auf.

Das kleine Land Osttimor, einst eine portugiesische Kolonie, hatte sich von 1975 bis 2002 teilweise gewaltsam die Unabhängigkeit vom großen Nachbarn Indonesien erkämpft. Osttimor ist neben den Philippinen das einzige mehrheitlich katholische Land Asiens. Derzeit gehören der katholischen Kirche mehr als 97 Prozent der Bevölkerung an. Damit ist Osttimor das Land mit der stärksten Wachstumsrate katholischer Christen weltweit.

Katholisches Land – und eines der ärmsten Asiens

Osttimor gehört zu den ärmsten Staaten Asiens. Es fehlt an Infrastruktur und Bildung; die Ausbeutung reicher Erdöl- und Gasvorkommen in der Timorsee steht noch aus. Die Bevölkerung des Landes wächst rasant: Fast die Hälfte der 1,2 Millionen Bürger ist unter 15 Jahre alt.

Der Papst hält sich bis Mittwoch in Osttimor auf. Am Dienstag steht der Besuch einer Schule für Kinder mit Behinderung auf dem Programm. Anschließend trifft Franziskus Bischöfe und andere Geistliche in der Kathedrale in Dili; außerdem ist eine Begegnung mit Mitgliedern des Jesuitenordens geplant. Am Nachmittag (Ortszeit) feiert er eine Messe. Am Mittwoch fliegt Franziskus weiter nach Singapur, der letzten Station seiner bis 13. September dauernden Reise. (KNA)