Bernhard von Clairvaux: Mönch, Mystiker, mächtiger Mann
Als Bernhard von Clairvaux 1090 geboren wurde, standen ihm zunächst alle Wege des Lebens offen. Seine Eltern sorgten dafür, dass er eine klassische Schulbildung erhielt. Er hätte nun wie sein Vater Tescelin Ritter in Diensten des Herzogs von Burgund werden können. Aber der Sinn stand ihm nicht nach einer weltlichen Karriere. Schon als Junge träumte er davon, sich ins Kloster zurückzuziehen und sein Leben bei stillem Gebet und Feldarbeit zu verbringen. Doch aus dem stillen Leben wurde es trotz des Klostereintritts nichts, wie Bernhard selbst am Lebensende eingestand.
Das 1098 gegründete Reformkloster Citeaux in Burgund, das erste Zisterzienserkloster, drohte zu dieser Zeit bereits an seinen strengen Regeln zugrunde zu gehen. Doch mit Bernhard kam neuer Schwung in die Ordensgemeinschaft. 1115, zwei Jahre nach seinem Eintritt, sandte ihn Abt Stephan mit zwölf weiteren Mönchen aus, um ein neues Kloster aufzubauen: in der Champagne, etwa 100 Kilometer nördlich von Dijon, fanden die Mönche in einem unwirtlichen Tal ihren Siedlungsplatz, an dem fortan eine der bedeutendsten Zisterzienserabteien erblühte: Clairvaux, lateinisch "clara vallis", das lichte Tal. Diese Abtei bleibt unwiderruflich mit Bernhards Namen verbunden.
Gedenktag: 20. August
Patron von Burgund, Ligurien, Gibralatar, Genua und Stein am Kocher; der Imker, Wachszieher und Barkeeper; der Bienen; gegen Kinderkrankheiten, Besessenheit (Dämonie) und Tierseuchen; bei Gewitter und Unwetter; in der TodesstundeBernhard von Clairvaux, der "zweite Gründer" des Zisterzienserordens
Unter der Führung Bernhards entwickelte sich die Abtei zu einem der bedeutendsten Klöster des noch jungen Zisterzienserordens. Zu Recht galt Bernhard als "zweiter Gründer" des Ordens. Im Lauf seines Lebens gründete er 69 Klöster, davon auch zwei in Deutschland: Eberbach im Rheingau und 1134 das Kloster Himmerod in der Eifel, das im Oktober 2017 durch Beschluss der Mehrerauer Zisterzienserkongregation aufgehoben wurde. Bis zu Bernhards Tod entstanden vom Baltikum bis Portugal, vom Polarkreis bis Syrien 343 neue Zisterzienserklöster.
Bernhard machte aber auch Politik, vermittelte zum Beispiel zwischen rivalisierenden Kirchenmännern und weltlichen Herrschern. Mit seinen Predigten entfachte Bernhard in ganz Europa einen Sturm der Begeisterung für die Kreuzzüge. Als nach der Niederlage der Kreuzfahrer Bernhard in die Kritik geriet, versuchte er sich vom Fiasko des zweiten Kreuzzuges zu distanzieren. Seine Lebenskräfte waren nun nahezu aufgezehrt. Das Ideal seiner Jugend hatte er praktisch aufgegeben; er, der beschauliche Mönch, lebte fast ständig außerhalb des Klosters.
Den Zwiespalt empfand er deutlich und bezeichnete sich selbst als "Chimäre des Jahrhunderts" – ein Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange. Und so, sagte er weiter, "verhalte ich mich weder wie ein Kleriker noch wie ein Laie. Das Leben eines Mönchs habe ich schon lange abgelegt, (nur) nicht die mönchische Kleidung". Am 20. August 1153 starb Bernhard 63-jährig im Kreis von etwa 200 Mönchen in Clairvaux. 1174 wurde er heilig gesprochen und 1830 zum Kirchenlehrer erhoben.