Queer-Proteste gegen Bremer Pastor Olaf Latzel
Etwa 50 Mitglieder des Bremer Bündnisses "Queerlobby" und anderer queerer Initiativen haben am Donnerstag vor dem Verwaltungssitz der Bremischen Evangelischen Kirche gegen den umstrittenen Pastor Olaf Latzel protestiert. Sie forderten von der Kirchenleitung, die sich dort am Nachmittag zu einer Sitzung traf, den 56-jährigen Pastor der konservativen Bremer Innenstadtgemeinde St. Martini nach queerfeindlichen Äußerungen aus dem Dienst zu entlassen.
Latzel hatte sich 2019 abfällig über die Gender-Bewegung und über Homosexuelle geäußert und wurde deshalb wegen des Vorwurfes der Volksverhetzung angeklagt. Ein Gerichtsverfahren in dieser Sache wurde nach mehreren Instanzen Ende August vom Landgericht Bremen gegen eine Geldauflage und nach einer Entschuldigung Latzels vorläufig eingestellt (Az.: 52 NBs 225 Js 26577/20). Staatsanwaltschaft und Verteidigung einigten sich darauf, dass der Pastor binnen sechs Monaten 5.000 Euro an das Bremer Rat-und-Tat-Zentrum für queeres Leben zahlen muss.
Verfahren endgültig eingestellt
"Herr Latzel hat den Betrag vollständig gezahlt und hier nachgewiesen", sagte am Donnerstag auf Anfrage ein Sprecher des Landgerichtes dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Verfahren werde nun auf Antrag der Staatsanwaltschaft endgültig eingestellt. Damit gibt es keine gerichtliche Entscheidung in der Sache, also keine juristische Bewertung, ob Latzels Worte die Menschenwürde verletzt haben und volksverhetzend waren oder nicht. "Ein strukturelles Versagen der Justiz", kritisierte "Queerlobby"-Sprecher Santos Blume. "Queerlobby" demonstrierte unter dem Motto "You can't pray the gay away".
Kirchenpräsidentin Edda Bosse und der leitende Theologe der bremischen Kirche, Bernd Kuschnerus, sprachen mit einzelnen Demonstranten. "Der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche wird heute beraten, wie das Disziplinarverfahren weitergeht", erklärte am Donnerstag ein Sprecher der Kirche auf Anfrage des epd.
Latzel hatte im Oktober 2019 in einem Eheseminar von "Genderdreck", "teuflischer Homolobby" und "Verbrechern" auf dem Christopher-Street-Day gesprochen. Die Kirche hatte im Mai 2020 deshalb ein Disziplinarverfahren gegen ihn angestrengt, das aber zwischenzeitlich ruhte. (epd)