Neue Untersuchung: Church of England hat Missbrauch vertuscht
Ein neuer Untersuchungsbericht belastet die anglikanische Staatskirche von England schwer. Laut den Ergebnissen hat die Church of England beim Umgang mit einem Serien-Missbrauchstäter versagt. Dem 2018 verstorbenen Juristen John Smyth wird vorgeworfen, über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren mehr als 100 Kinder und junge Männer sexuell, physisch und psychisch misshandelt zu haben. Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren soll er seine Tätigkeit als freiwilliger Helfer in kirchlichen Jugendcamps ausgenutzt haben, um sich den Opfern zu nähern.
"Kirchenverantwortliche wussten von dem Missbrauch und haben es nicht geschafft, weitere Taten zu verhindern", heißt es in dem nun veröffentlichten Bericht unabhängiger Experten. Trotz der Bemühungen etlicher Personen, auf die Übergriffe aufmerksam zu machen, seien die Reaktionen der Church of England wirkungslos gewesen "und liefen auf eine Vertuschung hinaus", lautet das Fazit.
Nie juristisch zur Verantwortung gezogen
So sei Smyth weitgehend unbehelligt von Großbritannien nach Afrika übergesiedelt, wo er weitere Taten begangen habe. Bis zu seinem Tod in Südafrika im Alter von Mitte 70 wurde der wohl schlimmste Serientäter in den Reihen der Church of England den Angaben zufolge nie gerichtlich zur Verantwortung gezogen.
Kritisch bewertet der Bericht nicht zuletzt das Verhalten von Kirchenoberhaupt Justin Welby. Dieser habe seit 2013 über den Missbrauch durch Smyth Bescheid gewusst. Dennoch sei nichts unternommen worden, um zu einer effektiven Aufklärung beizutragen. In der Folge wurden die Fälle erst kurz vor dem Tod von Smyth öffentlich bekannt.
Erzbischof gegen Rücktritt
Welby meldete sich nach Veröffentlichung des Untersuchungsberichts mit einer Erklärung zu Wort. Darin räumte er persönliche Versäumnisse ein. So habe er nicht dafür gesorgt, "dass die schreckliche Tragödie nach der Offenlegung im Jahr 2013 energisch untersucht wurde". Laut einem Bericht des Senders BBC erwog der Erzbischof von Canterbury wegen des aktuellen Skandals gar einen Rücktritt, habe sich letztlich aber dagegen entschieden. (KNA)