Spione und Ketzer: Schisma-Nonnen gehen auf Papst und Kirche los
Lesbische Ordensfrauen, Prostitution, Spione und Ketzer: Es klingt wie ein Thriller, doch die vom Vatikan exkommunizierten Ordensfrauen aus dem spanischen Belorado wehren sich gegen Prostitutionsvorwürfe und erheben dabei neue – gegen Papst und Kirche. Wie das spanische Internetportal "Vida Nueva" am Sonntag berichtete, wollen die abtrünnigen Nonnen ihren Konflikt auf die Spitze treiben und internationalisieren, weshalb sie der Londoner Zeitung "The Times" ihre Türen öffneten und sich deren Fragen stellten.
Darin heißt es, der Papst sei ein Ketzer und die Kirche habe es versäumt, sie gegen eine rivalisierende benachbarte Äbtissin zu verteidigen, die sie als "Lesben und Prostituierte" bezeichnet habe. Außerdem werfen sie dem Papst vor, "Spione auf sie angesetzt und ihre Handys abgehört" zu haben. In diesem Zusammenhang erklärte die ehemalige Äbtissin der Gemeinschaft, Isabel de la Trinidad, dass sie sich weiterhin im Konflikt mit dem Vatikan und "allen hierarchischen Strukturen" befänden. Den Vorwurf, selbst häretisch zu sein, wies sie jedoch zurück: "Wir sind keine Ketzer. Ketzer machen Fehler in der Lehre, und was wir sagen, sind alle katholischen Wahrheiten der letzten 2000 Jahre". Ebenso wies sie den angeblichen Vorwurf zurück, die Ordensfrauen seien lesbisch und hätten sich der Prostitution verschrieben.
Belorado-Fall spitzte sich zu
Der Fall der schismatischen Ordensfrauen ist weltweit bekannt und hat sich in den letzten Monaten weiter zugespitzt. Mitte Mai sorgte die inzwischen vom Vatikan entlassene Äbtissin Isabel de la Trinidad für einen Eklat, als sie sich im Namen aller Nonnen des Klosters von der katholischen Kirche lossagte. Der Papst setzte daraufhin den Erzbischof von Burgos, Mario Iceta, als Sonderermittler ein.
Schismatische Bischöfe schlossen sich in der Vergangenheit der Gemeinschaft an, zuletzt neben Bischof de Rojas der Brasilianer Rodrigo Henrique Ribeiro da Silva. Vermittlungsversuche von Erzbischof Iceta, der vom Vatikan zum päpstlichen Beauftragten für das Kloster ernannt worden war, scheiterten, der Streit um das Kloster eskalierte.
Vor wenigen Wochen hatte eine Räumungsklage des spanischen Erzbistums Burgos Erfolg, das zuständige Gericht gab der Klage statt und ordnete an, dass die abtrünnigen Nonnen das Gebäude verlassen müssen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Kloster ist nicht Privatbesitz der Schwestern, sondern Eigentum der Kirche. Versuche der Schwestern, das Kloster in einen Verein zivilrechtlichen Charakters umzuwandeln und so die Kontrolle über das Kloster zu behalten, waren zuvor gescheitert. Nicht betroffen von der Räumung sind fünf ältere, pflegebedürftige Schwestern, die noch im Kloster leben, aber nicht exkommuniziert wurden, da sie sich nicht am Schisma der übrigen Schwestern beteiligt haben. Die zuständige Ordensgemeinschaft der Klarissen hat angeboten, die fünf Schwestern zu betreuen. (mtr)