Bonifatius: Missionar und Reformer
Bei den Friesen, wo er den Tod fand, hatte Bonifatius 716 sein Missionsdebüt gegeben - und war gescheitert. Die damals heftigen Auseinandersetzungen zwischen den heidnischen Friesen und den christlichen Franken ließen eine Erfolg versprechende Mission nicht zu. Noch im gleichen Jahr kehrte Bonifatius in seine englische Heimat zurück und "suchte wieder die Abgeschiedenheit seines Klosters auf", wie der Priester Willibald in seiner um 764 vorgelegten Lebensbeschreibung des Bonifatius berichtet.
Bereits mit etwa sieben Jahren wurde Bonifatius den Mönchen des nahen Benediktinerklosters Exeter zur Erziehung übergeben, später wechselte er in das bedeutendere Kloster Nursling, das als seine geistige Heimat gilt. Bald nach seiner Priesterweihe wurde er Lehrer an der Klosterschule. Er verfasste eine lateinische Grammatik, eine Anleitung zur Verskunst, Gedichte. Kurz nach seiner Rückkehr von der fehlgeschlagenen Missionsreise wurde Bonifatius in Nursling zum Abt gewählt, nahm die Wahl an, legte die Leitung des Klosters aber bald nieder, um wieder zur Mission aufs Festland zu reisen. Es sollte ein Abschied für immer werden.
Gedenktag: 5. Juni
Patron von England und Thüringen; der Bierbrauer, Feilenmacher und Schneider; der Bistümer Fulda, Erfurt und Groningen in den Niederlanden; Mitpatron des Bistums Haarlem in den NiederlandenZerstörung der Donar-Eiche
Die Reise, zu der Bonifatius im Spätsommer 718 aufbrach, führte ihn zunächst nach Rom. Mit Empfehlungsschreiben und dem Beinamen "Bonifatius" ausgestattet, zog er 719 von hier aus nach Germanien und missionierte unter Friesen, Hessen und Thüringern.
Im Geflecht machtpolitischer und besitzständischer Interessen hatte er es mit erheblichen Widerständen zu tun. Zur später populärsten Szene bonifatianischen Wirkens wurde die Zerstörung eines Baumheiligtums: Im hessischen Geismar fällte Bonifatius eine Donar-Eiche, um so die Machtlosigkeit der germanischen Götter unter Beweis zu stellen, von denen Donar einer der wichtigsten war.
Bonifatius, der sich mit der Zeit auf einen zahlenmäßig zunehmenden Stab an männlichen und auch weiblichen Mitarbeitern stützen konnte, gründete Missionsklöster wie etwa Amöneburg und Ohrdruf, Bistümer wie Eichstätt und Würzburg und reorganisierte Bistümer wie Passau, Regensburg und Salzburg. Aus dem Missionar wurde mehr und mehr ein Organisator und Reformer, der dann auch mehrere Bischofsversammlungen initiierte. Diese sogenannten "Concilia Germanica" fanden zwischen 743 und 747 statt.
"Tragische Isolierung"
In einem Brief an Papst Zacharias, der seit 741 amtierte, bat Bonifatius 742 um Weisung und Rat für eine Kirchenversammlung und klagte: "Größtenteils sind die Bischofssitze in den Städten habgierigen Laien zum Besitz oder ehebrecherischen, dem Gelderwerb frönenden Geistlichen zum weltlichen Genuss ausgeliefert." Die "Concilia Germanica" entwarfen ein umfassendes Reformprogramm: Zum Beispiel wurde Geistlichen die Teilnahme an einem Krieg und an der Jagd, das Tragen von Waffen und ein Zusammenleben mit Frauen verboten. Heidnische Bräuche wie Beschwörungen und Schlachtopfer wurden untersagt, vom Adel eine Rückerstattung kirchlicher Güter verlangt.
Die Einrichtung mehrerer Kirchenprovinzen wurde beschlossen, wobei Bonifatius als Erzbischof einer Kirchenprovinz Köln vorgesehen war. Doch daraus wurde nichts. Das bedeutende Köln sollte nicht Sitz eines angelsächsischen Erzbischofs sein. Alte und neue Gegner, weltliche wie geistliche, widersetzten sich dem "Fremden".
Irgendwann zwischen 745 und 748 wurde Bonifatius Bischof von Mainz, nachdem der Vorgänger Gewilib abgesetzt worden war. Für Bonifatius, der an der Spitze des Erzbistums Köln stehen wollte, eine herbe Enttäuschung. Nur wenig fühlte er sich Mainz verbunden. Vergeblich bat er den Papst, das Bistum einem anderen zu übertragen - und machte sich schließlich wieder zu einer Missionsreise auf, zu der nach Friesland nämlich, die ihm den Tod brachte.
744 hatte Bonifatius dort, wo heute Fulda ist, ein Kloster gründen lassen. Und dort ruht er, der in der katholischen Kirche als Heiliger und Märtyrer verehrt wird und weithin als ein "Wegbereiter des Abendlandes" gilt, bis auf den heutigen Tag. Jahr für Jahr ist die Bonifatiusgruft im Fuldaer Dom ein Reiseziel für Tausende.