missio: Bislang keine Gewalt gegen christliche Minderheit in Syrien
Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien beobachtet auch das katholische Hilfswerk missio Aachen aufmerksam die aktuelle Lage und die weitere Entwicklung in dem Land. "Wir sind erleichtert, dass es derzeit nach unseren Informationen bisher keine Gewalt gegen die christliche Minderheit gegeben hat", sagte der Präsident von missio Aachen, Pfarrer Dirk Bingener, am Sonntag. Und weiter: "In dieser unübersichtlichen und dynamischen Lage gilt es besonders auf den Schutz von Minderheiten zu achten. Denn nicht zuletzt auch an der Frage, ob sie eine Zukunft in Syrien haben, wird deutlich, ob sich die Situation im Land zum Besseren wendet." Bingener forderte die Bundesregierung und die westliche Diplomatie auf, mit Blick auf den Schutz der Minderheiten in Syrien insbesondere auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan einzuwirken, da dieser Einfluss auf die Kräfte in der Region habe.
Der Leiter des Regionalbüros Naher Osten von missio Aachen, Robert Chelhod, berichtete am Sonntag von Gesprächen mit missio-Partnern in den syrischen Städten Aleppo, Homs und Damaskus. Demnach beobachteten sie derzeit keine Gewalt gegen Minderheiten. Sie seien sich einig, dass Syrien nun in eine "neue politische Phase" eingetreten sei. Dabei befürchteten sie eine Teilung des Landes in verschiedene Einflusszonen. "Jetzt ist es wichtig, eine politische Leitfigur zu finden, die das Land regieren kann, alle Teile der Gesellschaft vereint und sich jedem Versuch, das Land zu spalten, widersetzt", sagte Chelhod. Die internationale Staatengemeinschaft solle sich für die "Einheit Syriens" einsetzen. Nötig sei ein geordneter, friedlicher Übergang, in dem Syrerinnen und Syrer über ihre Zukunft selbst entscheiden könnten.
Der jahrelange Bürgerkrieg in Syrien war Ende November wieder aufgeflammt. Innerhalb kurzer Zeit übernahmen islamistische Rebellen zahlreiche Städte in dem Land. Am Samstag meldeten die Kämpfer die Einnahme der Hauptstadt Damaskus und die Flucht von Machthaber Baschar al-Assad. Wohin Assad geflohen ist, ist bislang allerdings unklar. International stieß die Entwicklung in Syrien auf Zustimmung. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte den Sturz Assads als "eine gute Nachricht". In einer Erklärung begründete er diese Einschätzung am Sonntag damit, dass Assad "sein eigenes Volk auf brutale Weise unterdrückt, unzählige Leben auf dem Gewissen und zahlreiche Menschen zur Flucht aus Syrien getrieben" habe. Nun komme es "darauf an, dass in Syrien schnell Recht und Ordnung wieder hergestellt" würden. (stz)