Schwester Simona Brambilla leitet Ordens-Dikasterium

Kirchenrechtler zu Frau in Vatikan-Spitzenposition: "Nicht einfach"

Veröffentlicht am 06.01.2025 um 18:01 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Erstmals beruft der Papst eine Frau in eines der höchsten Kirchenämter. Der Mainzer Kirchenrechtler Matthias Pulte begrüßt die Entscheidung – doch sie könnte zu Problemen führen.

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Wirbel in der Vatikan-Hierarchie: In der Ordensbehörde steht nun eine Frau über einem Kardinal. Der Mainzer Kirchenrechtler Matthias Pulte bezeichnete dies am Montag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) als "nicht einfach". Die Ordensfrau Simona Brambilla sei die Präfektin und entscheide, sagte Pulte. Der ebenfalls am Montag ernannte Pro-Präfekt Kardinal Angel Fernandez stehe hierarchisch unter ihr. Doch Laien aus katholischer Sicht höher gestellte Stellvertreter zur Seite zu stellen, könne zu Problemen führen, so der Kirchenrechtler.

Brambillas Ernennung zur Präfektin am Montag ist ein Novum im Vatikan. Bislang bekleideten Frauen allenfalls das zweithöchste Amt einer Behörde. In seiner 2022 abgeschlossenen Kurienreform öffnete Papst Franziskus offiziell höchste Kurienämter für Laien – weiblich wie männlich.

Hier müsse nachgearbeitet werden, so Pulte. Zwar habe Papst Franziskus mit seiner Kurienreform den Weg für Laien in vatikanische Spitzenpositionen frei gemacht, doch das ebenfalls geltende kirchliche Gesetzbuch nicht entsprechend angepasst.

Ordensschwester Simona Brambilla bei einer Pressekonferenz im Vatikan
Bild: ©KNA/Paolo Galosi/Romano Siciliani

Ordensschwester Simona Brambilla ist Präfektin des Dikasteriums für Institute des geweihten Lebens und Gesellschaften des apostolischen Lebens. Zuvor war sie Sekretärin des Dikasteriums.

Grundsätzlich begrüßte Pulte die Entscheidung von Papst Franziskus. Es sei gut, dass künftig im Vatikan eine Ordensfrau für Ordensthemen zuständig sei. Ihre fachspezifische Perspektive habe ein Weltkleriker nicht zwingend.

Keine Auswirkungen auf Reformforderungen in Deutschland

Pulte warnte davor, aus der Ernennung Brambillas Schlüsse auf die Diskussionen des Reformprojekts Synodaler Weg in Deutschland zu ziehen. "Die Ernennung einer Präfektin ist keine Leitentscheidung für die Teilung und Beteiligung von Leitungsgewalt, wie sie in Deutschland diskutiert wird", sagte Pulte. Brambilla sei vom Papst zu einer administrativen Leitungsposition ernannt worden, in Deutschland diskutiere man jedoch über die Beteiligung an seelsorglicher und bischöflicher Gewalt.

Papst Franziskus ernannte am Montag die Ordensfrau Simona Brambilla zur Präfektin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens. Sie bekleidet damit eine der höchsten Positionen in der katholischen Kirche. Amt und Entscheidungsgewalt erhält sie durch päpstliche Beauftragung.

Dikasterien im Vatikan sind mit den Ministerien in einer Regierung vergleichbar. Sie werden nicht von einem Minister, sondern von einem Präfekten geleitet. Der zweite Rang, der in einem Ministerium von einem Staatssekretär bekleidet wird, heißt im Vatikan Sekretär. In seiner Arbeit wird dieser von Untersekretären unterstützt. (KNA)