Die mächtigste Frau der katholischen Kirche
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Es ist eine historische Entscheidung des Papstes: Am Montag gab der Vatikan bekannt, dass Schwester Simona Brambilla künftig als Präfektin das Ordensdikasterium leitet. Als erste Frau überhaupt steht sie nun einer der vatikanischen Behörden vor, die mit einem Ministerium vergleichbar sind. Der Papst treibt mit der Ernennung der ersten "Ministerin" die Kurienreform weiter voran, die 2022 mit "Praedicate Evangelium" eine bedeutende Wegmarke passiert hat. Darin hatte Franziskus ermöglicht, dass Frauen im Vatikan in die erste Reihe aufrücken können – auf Posten, die sehr oft von Männern mit Kardinalspurpur eingenommen werden. Dort befindet sich nun Brambilla, die im Moment die mächtigste Frau der katholischen Kirche ist.
Ihre Ernennung zur Präfektin ist eine Personalie, die gut vorbereitet wurde: Seit 2019 gehört Brambilla dem Ordensdikasterium an, im Oktober 2023 ernannte der Papst sie zur Sekretärin und damit zur zweitmächtigsten Person der Vatikan-Behörde. Als ehemalige Generalsuperiorin ihrer Kongregation weiß die Ordensschwester zudem, was sich die zahlreichen religiösen Gemeinschaften von der Arbeit des Dikasteriums versprechen. Sie war die perfekte Wahl, um dem Pontifikat von Franziskus nach der Kurienreform und der Wiederentdeckung der Synodalität in der Kirche einen weiteren historischen Meilenstein der Kirchengeschichte hinzuzufügen: den Beginn von so etwas wie der Gleichberechtigung für Frauen auf der administrativen Ebene des Vatikan – wenn es das in der Kirche überhaupt geben kann.
Einige Fragen bleiben jedoch – wie so oft bei den Entscheidungen des Papstes – noch offen: Steht sie als Ordensfrau über dem zeitgleich ernannten Pro-Präfekten Kardinal Ángel Fernández? Warum wurde der Ordensmann nicht zum Sekretär des Dikasteriums ernannt, was die Stellung seiner weiblichen Vorgesetzten eindeutig gestärkt hätte? In jedem Fall wird die erste Präfektin den Ordensfrauen in aller Welt großes Selbstbewusstsein verleihen. Und vielleicht stehen in den kommenden Jahren weitere Ernennungen von Kurienchefinnen an?! Eine Kandidatin ist sicherlich Schwester Alessandra Smerilli, die seit 2021 den Posten als Sekretärin im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen bekleidet. Die Amtszeit ihres Chefs, Präfekt Kardinal Michael Czerny, endet im Januar 2027.
Der Autor
Roland Müller ist Redakteur bei katholisch.deHinweis
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