Immer weniger Schüler wählen Religion

Polens Regierung halbiert Religionsstunden an Schulen

Veröffentlicht am 18.01.2025 um 10:33 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Bildungsministerin Barbara Nowacka reduziert den Religionsunterricht an Polens Schulen. Eine Stunde in der Woche soll künftig reichen. Es droht ein Rechtsstreit mit der katholischen Kirche, die sich übergangen sieht.

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In Polen soll das Fach Religion ab nächstem Schuljahr nur noch in halbem Umfang unterrichtet werden. Die liberale Bildungsministerin Barbara Nowacka unterzeichnete am Freitag eine Verordnung, wonach nur noch eine Stunde pro Woche Religionslehre erteilt wird  statt zwei Stunden. Zudem sollen alle öffentlichen Lehranstalten mit Ausnahme von Grundschulen das Wahlfach nur noch in der ersten oder letzten Stunde am Tag anbieten, sodass nicht teilnehmende Schülerinnen und Schüler später zum Unterricht kommen oder früher nach Hause gehen können.

Damit setze man nicht nur ein Wahlversprechen um, erklärte Nowacka in einer kurzen Videobotschaft. Es gehe auch um den "gesunden Menschenverstand". Bislang bekämen junge Menschen mehr Religionsstunden als Biologie, Chemie, Physik, Gesellschaftskunde und Sicherheitserziehung zusammen. "Genau das wird sich ändern und die Schule wird bestmöglich unterrichten und auf die Zukunft vorbereiten, auch die berufliche", so die Ministerin.

Umstritten ist, ob die Politikerin den Religionsunterricht ohne Zustimmung der katholischen Kirche reduzieren darf. Denn ein Abkommen zwischen Polen und dem Vatikan und Gesetze geben der Kirche in bestimmen Bereichen ein Mitspracherecht. Sie hatte Anfang Dezember rechtliche Schritte für den Fall angekündigt, dass die Mitte-links-Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk diese Vorschriften missachte.

Bischöfe wollen mehr Stunden

Die Bischofskonferenz bestand in den Gesprächen mit der Regierung darauf, dass Religion an den Grundschulen weiter zwei Stunden in der Woche unterrichtet wird. Bei weiterführenden Schulen pochte sie nicht mehr auf unbedingt zwei Wochenstunden. Die Bischöfe plädierten jedoch dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler entweder zum Religions- oder Ethikunterricht gehen müssen. Das lehnt Nowacka aber ab. Bisher sind beide Fächer freiwillig. Ethikunterricht wird allerdings oft nicht angeboten.

In Polen wählen seit Jahren immer weniger Schülerinnen und Schüler Religion als Fach. Vor allem in den höheren Klassen und in den Großstädten entscheidet sich vielfach die Mehrheit dagegen. Landesweit nahmen der Bischofskonferenz zufolge 78,6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Schuljahr 2023/24 am Religionsunterricht teil. Zwei Jahre zuvor waren es demnach noch 82 Prozent.

Ein Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz kündigte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) eine Prüfung der Verordnung des Bildungsministeriums an, sobald sie im Amtsblatt veröffentlicht wurde. Weiter nahm er zunächst nicht Stellung. (KNA)