Ungetaufte Religionslehrer in Flandern zugelassen
In Flandern fehlen katholische Religionslehrer – als Notmaßnahme sollen nun ungetaufte Lehrkräfte an katholischen Schulen eingesetzt werden. Der größte Bildungsträger Flanderns "Katholiek Onderwijs Vlaanderen" hat seine Kriterien für Religionslehkräfte gelockert, wie die belgische Zeitung "De Standaard" am Freitag berichtet. Bisher mussten Lehrkräfte an Schulen des katholischen Bildungswerks getauft sein, eine abgeschlossene einschlägige Ausbildung haben und bereit sein, gemäß dem Lehrplan zu unterrichten. Nun soll das Kriterium der Taufe für Religionslehrkräfte der Sekundarstufen eins und zwei entfallen.
Zuvor versuchte Maßnahmen, den Lehrermangel zu kompensieren, etwa durch digitalen Unterricht, hätten nicht ausgereicht. Die Notfallregelung wird nur an katholischen Schulen angewandt, nicht für Religionsunterricht an staatlichen Schulen und Schulen anderer Bildungsträger, da an katholischen Schulen die ungetauften "Notlehrer" durch die Lehrerschaft und den katholischen Träger unterstützt und beaufsichtigt werden sollen. Das Notfallkonzept soll jährlich in Absprache mit der jeweiligen Schule überprüft werden.
Positive Reaktionen an den Schulen
Der Leiter der "Anerkannten Fachstelle für römisch-katholischen Religionsunterricht", Jürgen Mettepenningen, bezeichnete die Situation als nicht perfekt. Die Not breche aber das Gesetz. "Das Ziel ist, Lehrer zu suchen, die christlich gesinnt sind. Ein Muslim oder Atheist ist zum Beispiel nicht ideal", schränkte Mettepenningen gegenüber dem flämischen Rundfunk VRT ein. Die Fachstelle ist für die kirchliche Approbation des Religionslehrplans zuständig. Erste Reaktionen von Schuldirektoren seien positiv. Sie hätten das Notfallkonzept als Vertrauensbeweis der Kirche empfunden, adäquate Standards zu garantieren. Mettepenningen betonte aber, dass die Schulleitungen nun in der Pflicht stünden, gemeinsam mit der Fachstelle die Qualität des Religionsunterrichts durch Ungetaufte sicherzustellen.
Laut dem Leiter der Fachstelle fehlen im aktuellen Schuljahr in 632 Klassen Religionslehrer, mindestens 60 Vollzeitstellen würden benötigt, um die Lücke zu schließen. Laut einer Studie der Katholischen Universität Leuven gehört katholische Religion zu den fünf am häufigsten ausfallenden Fächern in Flandern, etwa 40 Prozent der Religionslehrer sind über 50 Jahre alt. (fxn)