Erzbischof Heße mahnt Unterstützung für die Ukraine an
Kurz vor dem dritten Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße zu Solidarität mit dem angegriffenen Land aufgerufen. "Bis vor ein paar Tagen dachten wir, dass die europäische und weltweite Unterstützung des so sehr geschundenen Volks solidarisch und fest steht", sagte Heße am Sonntag bei einem Gottesdienst im Benediktinerkloster Nütschau bei Travenbrück. "Nun aber müssen wir feststellen, dass dieses europäische Land zum Spielball zu werden droht."
Heße spielte damit auf die jüngsten Verhandlungen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin an. Er hoffe, so der Erzbischof, "dass wir als Europäer die Kraft und den Mut bewahren und stärken, gemeinsam weiter an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer zu stehen". Es gelte, alle Politikerinnen und Politiker zu unterstützen, wenn sie weitreichende Entscheidungen für ein wehrhaftes Europa treffen müssten. "Denn dieser Krieg ist ein fürchterlicher Angriff gegen unsere demokratischen, europäischen Werte."
Mehr als sechs Millionen Geflüchtete
Am 24. Februar 2022 marschierte die russische Armee in die Ukraine ein. Laut jüngsten UN-Angaben wurden seither weltweit rund 6,86 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine registriert; mehr als 3,5 Million Menschen sind innerhalb des Lands auf der Flucht. In den vergangenen drei Jahren kamen rund 12.000 Zivilisten ums Leben, Experten gehen allerdings von einer höheren Dunkelziffer aus. Die Zahl der gefallenen und verwundeten Soldaten wird unterschiedlichen Schätzungen zufolge auf 480.000 auf ukrainischer und bis zu 860.000 auf russischer Seite beziffert.
In seiner Predigt erinnerte der Hamburger Erzbischof auch an die Flüchtlinge, "die in unserem Land Obdach und Hilfe gefunden haben und nun noch ängstlicher die Nachrichten aus ihrer Heimat verfolgen". Heße ist auch Flüchtlingsbischof der Deutschen Bischofskonferenz. Nütschau ist das nördlichste Benediktinerkloster Deutschlands.
Auch der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl äußerte sich zum Gedenken an den Beginn des Ukraine-Krieges. Frieden könne nicht einfach von außen gemacht werden, sagte er in einem Gottesdienst am Sonntag. "Auch wenn die Kampfhandlungen eingestellt werden, wenn sogenannte Friedenstruppen die Grenzen sichern und irgendwelche Autokraten dieser Welt bestimmen, dass Friede ist, ist noch lange kein Friede." Damit Frieden wachsen könne, brauche es ein ehrliches Bemühen um Gerechtigkeit: "Das ist sehr anstrengend und kräftezehrend", sagte der Erzbischof. Außerdem gebe es stets sehr unterschiedliche Meinungen dazu, was diese Gerechtigkeit sei. "Es braucht am Ende sicher auch Kompromissfähigkeit, aber die Basis von allem muss das Streben nach Gerechtigkeit sein. Anders kommt Frieden nicht zustande." Er sei somit mehr als das bloße Fehlen von Krieg. (cph/KNA)