Nachhilfe in Nächstenliebe
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Stellen wir uns vor, in Deutschland seien zwanzig Millionen Flüchtlinge gestrandet. Angesichts der momentanen Randale gegen Asylbewerber und Notunterkünfte will man sich kaum vorstellen, was dann "in diesem unserem Lande" los wäre. Schon bei einem Bruchteil dieser Zahlen zeigen Heidenau und Co. einen Vorgeschmack auf die Hölle: Marodierende, brandschatzende Neonazis, tobende Antifa, und an den Rändern applaudierende "besorgte Bürger", die ihre Gartenzwergidylle mit einem absurden "christlichen Abendland" verwechseln. "In Syrien war Krieg, und hier ist auch Krieg", fasste ein Flüchtlingskind die Situation in Heidenau zusammen.
Nun wird Deutschland in diesem Jahr 800.000 Flüchtlinge zu gewärtigen haben und nicht 20 Millionen. Anders als Jordanien, wo bereits heute ein Viertel der Bevölkerung aus Zufluchtsuchenden besteht. Ein Land, in dem das Pro-Kopf-Einkommen nur ein Viertel des deutschen beträgt, das ein existentielles Problem mit der Wasserversorgung und keine Ressourcen hat. Von Protesten und Ausschreitungen gegen Flüchtlinge gibt es hier keine Spur.
In Jordanien wird systematisch jene Nächstenliebe praktiziert, welche in Deutschland gerade vor den Augen der Welt gewaltsam untergepflügt wird. In Jordanien wird nicht zwischen verfolgten Muslimen, Christen und Yesiden unterschieden, auch wenn immer klarer wird, dass alle auf Dauer bleiben werden. Ein Bauboom in den Städten zeugt davon, dass die Situation beherzt angenommen wird – und sorgt auch noch für Arbeitsplätze für die entwurzelten Menschen aus den Kriegsgebieten.
Die Hilfe der Weltgemeinschaft hält sich dabei in engen Grenzen. Gerade einmal dreihundert Euro pro Flüchtling werden durch internationale Transferzahlungen abgedeckt. Aber dort, wo das Christentum nur eine kleine Minderheit darstellt, wird mit der Nächstenliebe ernst gemacht. Von Jordanien lernen heißt, die Botschaft Jesu zu verwirklichen, statt sie zu verbrennen. Dass man dazu nicht einmal Christ zu sein braucht, sollte jeden "Abendländer" tief beschämen.