Bischof: Säkularisierung ist bei uns am Ende

Bei den jungen Menschen in Skandinavien nimmt der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz (NBK), Bischof Erik Varden, ein zunehmendes Interesse an Spiritualität und der Kirche wahr. "Was ich bestätigen kann in dem, was ich lese, und bei den Menschen, denen ich begegne, ist gerade eine neue Sehnsucht und eine neue Suche nach Sinn, nach Kriterien, nach Gemeinschaft, nach Wahrheit", sagte Varden in einem Interview mit "Communio" (Mittwoch). "Dieses in manchen Kreisen verpönte Wort 'Wahrheit' darf man immer noch beim Namen nennen. Und die Leute wollen durchdachte und realistische Antworten, die von Menschen gegeben werden, die diese Sinn- und Wahrheitsangebote aus- und vorleben", so der Prälat der Prälatur Trondheim in Norwegen und Apostolische Administrator der Territorialprälatur Tromsø.
Studien, nach denen die Bedeutung von Religion im Leben junger Menschen in Nordeuropa immer weiter abnehme, entsprächen nicht seinen eigenen Beobachtungen, erklärte Varden. "Nicht nur in Norwegen, sondern auch in anderen, von länger anhaltenden Säkularisierungsprozessen geprägten Ländern, stelle ich einen Zuwachs an religiösem Interesse bei Jugendlichen fest", betonte der Bischof. Er erlebe auch "deren treue Teilnahme an gut vorbereiteten und sorgfältig gestalteten Gottesdiensten", führte der NBK-Vorsitzende weiter aus. "Freilich rede ich von keinem Majoritätsphänomen; die Tendenz ist aber deutlich und anhaltend wachsend: Die Jugend sehnt sich nach Substanz." Für "leeres, gefühlsduseliges Gerede" hätten diese wenig Geduld.
Es gebe "nichts mehr zu säkularisieren"
Länder wie Norwegen und Schweden bezeichnete Varden als "äußerst säkularisiert". Gleichzeitig sei die Säkularisierung jetzt am Ende. "Ganz einfach deshalb, weil es eigentlich nichts mehr zu säkularisieren gibt", so der Bischof. "Auch weil die Säkularisierung prinzipiell kein unendlicher Vorgang ist."
Varden ist seit 2024 Vorsitzender der NBK. Seit 2019 steht er der Territorialprälatur Trondheim vor, 2020 wurde er zum Bischof geweiht. Er war damit der erste in Norwegen geborene Bischof von Trondheim seit der Reformation. Seit 2023 ist Varden zudem Apostolischer Administrator der zweiten norwegischen Territorialprälatur Tromsø. Vor seiner Zeit als Prälat war der Trappist Abt der Abtei Mount St. Bernard in Leicestershire (Vereinigtes Königreich). (cbr)