Die Aktivistin und die Heilige hätten eine "klare Message"

Historiker Clark: Greta Thunberg erinnert mich an Bernadette Soubirous

Veröffentlicht am 01.12.2025 um 11:38 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Aktivistin Greta Thunberg steht wegen ihrer Pro-Palästina-Aktivitäten in der Kritik. Als sie noch vornehmlich für das Klima kämpfte, habe die Schwedin ihn an die Lourdes-Seherin Bernadette Soubirous erinnert, so der Historiker Christopher Clark.

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Der australische Historiker Christopher Clark ("Die Schlafwandler") sieht Parallelen zwischen der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg und der heiligen Bernadette Soubirous (1844-1879). Thunberg, die ursprünglich als Klimaaktivistin bekannt wurde, inzwischen jedoch vor allem mit Pro-Palästina-Aktivitäten auffällt, erinnere ihn "ein bisschen" an Soubirous, der 1858 im südfranzösischen Lourdes 18 Mal die Gottesmutter Maria erschienen sein soll und die 1933 heiliggesprochen wurde. Clark äußerte sich in der aktuellen Ausgabe des "Spiegel"-Talks "Spitzengespräch" mit dem Journalisten Markus Feldenkirchen.

"Ein hellseherisches Kind mit einer klaren Message"

Soubirous habe mit Blick auf die Gottesmutter nichts verkündet, was man nicht schon vorher gewusst habe. "Aber sie sagte das auf eine Weise, die für die Menschen zwingend war. Ein hellseherisches Kind mit einer klaren Message. Und das ist die Greta Thunberg so ein bisschen auch gewesen", so Clark wörtlich. Die Schwedin habe nichts über den Klimawandel gesagt, was man nicht schon längst gewusst habe. "Aber sie sagte das ganz klar"; wie die sprichwörtliche Weisheit, die aus Kindermündern komme.

Greta Thunberg war 2018 durch die von ihr initiierten "Schulstreiks für das Klima" vor dem schwedischen Parlament bekannt geworden, aus denen später die weltweit aktive Bewegung "Fridays for Future" entstand. Wiederholt äußerten sich damals auch Kirchenvertreter wertschätzend über das Engagement der Schwedin und zogen dabei teilweise Parallelen zu biblischen Ereignissen und Figuren. In der jüngeren Vergangenheit ist Thunberg jedoch wegen umstrittenen und teils als antisemitisch kritisierten Pro-Palästina-Aktivitäten aufgefallen und in die Kritik geraten. Unter anderem nahm sie zuletzt Anfang Oktober an dem Versuch Dutzender Schiffe der sogenannten "Gaza Flotilla" teil, Israels Seeblockade vor der Küste des Gazastreifens zu durchbrechen und Hilfsgüter in das dortige Kriegsgebiet zu bringen.

Auch deutsche Bischöfe auf Distanz zu Thunberg

Auch deutsche Bischöfe, die Thunberg zunächst für ihr Klima-Engagement gelobt hatten, sind inzwischen auf Distanz zu ihr gegangen. Man sehe Thunbergs Aussagen zur Gewalt in Nahost "absolut kritisch, weil sie einseitig sind und der komplexen Situation im Heiligen Land überhaupt nicht gerecht werden und weil eine klare Distanzierung vom Antisemitismus fehlt", so das Bistum Hildesheim Ende 2023. Thunberg hatte damals eine Klimademonstration in Amsterdam genutzt, um Partei für die Palästinenser zu ergreifen.

Hildesheims Bischof Heiner Wilmer hatte sich 2019 im Rahmen eines Gottesdienstes wertschätzend über Thunberg und "Fridays for Future" geäußert. Thunberg sei für ihn wie eine Prophetin, so der Bischof damals. Die junge Schwedin stehe friedlich da, ohne Steine zu werfen, und fordere die Politik auf, die Vereinbarungen der UN-Klimakonferenz einzuhalten. Das Bistum erklärte dazu 2023, dass zu dieser Zeit nicht vorhersehbar gewesen sei, wie sich Thunberg später zum Konflikt im Gazastreifen äußern würde. (stz)