Wege zum Sterben
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Hildegard Neuss ist 66 Jahre alt und will sterben. Gemartert von der schweren Leberkrankheit macht sie sich zusammen mit ihrer 89-jährigen Mutter auf den Weg in die Schweiz, sucht dort die tödliche Dosis, die ihr in Deutschland nicht gegeben wird.
Der katholische Filmemacher Max Kronawitter erzählt diese Geschichte in seinem Film "Selbstbestimmt sterben –wenn Leben unerträglich wird" (zu sehen noch in der Mediathek des Bayerischen Fernsehens). Hildegard Neuss sagt: "Ich möchte nicht dahinvegetieren." Eine solche Angst kennen viele Menschen.
In dieser Woche muss der Deutsche Bundestag über verschiedene Gesetzesentwürfe zur Suizidbeihilfe entscheiden. Die meisten Abgeordneten lehnen offenbar eine geschäftsmäßige, auf Wiederholung angelegte Beihilfe etwa durch Vereine zur Sterbehilfe ab. Strittig ist vor allem die künftige Rolle der Ärzte. Sollen diese demnächst ihren Patienten auf Wunsch den tödlichen Cocktail reichen dürfen, können sie sogar dazu verpflichtet werden? Der Ausgang der Abstimmung im Bundestag ist ungewiss. Viele Abgeordnete ringen mit Ihrer Verantwortung. Es geht um die Würde des einzelnen Menschen, den Respekt vor seinen Entscheidungen, aber auch um den Schutz des Lebens vor der Verfügbarkeit. Soll der Mensch Meister über Tod und Leben sein? Volksvertreter im wörtlichen Sinne dürfen und können sich diese Entscheidung nicht leicht machen.
Umso wichtiger ist es, dass eine andere Entscheidung des Bundestages unstrittig ist: Die Versorgung mit Schmerzmedizin für Sterbenskranke und die Ausstattung der Hospize soll verbessert werden. Ein richtiger Schritt. Der Film von Max Kronawitter erzählt auch die Geschichte von dem krebskranken Hermann Martin. Nach einem Selbstmordversuch kommt er auf die Palliativstation eines christlichen Krankenhauses. Die Ärzte und Pfleger helfen ihm, bieten Antworten auf seine Ängste. Sein Wunsch nach dem Selbsttod verliert sich. Begleitet von Menschen, die ihm nahe sind, kann Hermann Martin schließlich sagen: "Es ist der bessere Weg , den wir hier gehen."