André Uzulis über die Wahlen in Myanmar

Lichtblick in Südasien

Veröffentlicht am 10.11.2015 um 00:01 Uhr – Von André Uzulis – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ André Uzulis über die Wahlen in Myanmar

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Unter den meist bedrückenden internationalen Nachrichten unserer Tage findet sich immer wieder auch ein Lichtblick. Die Meldungen aus Myanmar, dem früheren Birma, gehören dazu. Dort konnte am Wochenende zum ersten Mal seit 25 Jahren ein neues Parlament frei gewählt werden. Und nach Lage der Dinge sind die Wahlen einigermaßen korrekt verlaufen. Für ein Land, das eine bleierne Militärdiktatur hinter sich hat und das sich viele Jahre lang komplett vom Rest der Welt abgeschottet hatte, ist das ein großer Fortschritt. Die Menschen haben offenbar begeistert von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Die Freude über die neue Freiheit war so groß, dass man in Deutschland nur verblüfft sein konnte angesichts der bei uns seit Jahren nach unten weisenden Zahlen zur Wahlbeteiligung.

Wie es in dem südasiatischen Vielvölkerstaat nun weitergeht, wird sich zeigen. Im neuen Parlament haben sich die Militärs von vorneherein ein Viertel der Sitze reserviert. Eine Partei muss also zwei Drittel der Mandate gewinnen, um eine einfache Mehrheit zu haben. So richtig demokratisch ist das nicht. Und dass die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi wegen ihrer familiären Bindungen von vorneherein vom Präsidentenamt ausgeschlossen wird, ist nicht nachvollziehbar. Aber immerhin weist der Weg in die richtige Richtung. Ein Zurück hinter die jetzt gewährte Freiheit kann es nicht mehr geben. Es bleibt zu hoffen, dass die Demokratie in Myanmar sich immer fester etabliert und dass auch die Reste der Diktatur nach und nach verschwinden.

Die wirtschaftliche Situation in dem armen Land dürfte die größte Herausforderung für die neue Regierung sein. Zudem gibt es in dem Vielvölkerstaat zahlreiche ethnische Konflikte. Und es flammt immer wieder Gewalt zwischen Anhängern eines militanten Buddhismus und islamischen Minderheiten auf. Eine charismatische Figur wie die 70 Jahre alte Grande Dame Myanmars, Aung San Suu Kyi, wäre der beste Garant für eine gute Entwicklung. Vielleicht gibt es für sie doch noch einen Weg an die Spitze des Staates. Es hat sich in Myanmar in den vergangenen Jahren so viel zum Positiven verändert -  es ist nicht ausgeschlossen, dass auch diese kleine, aber schwerwiegende administrative Hürde noch fällt.

Der Autor

Dr. Andre Uzulis ist Pressesprecher und Kommunikationschef des Bistums Trier.

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Von André Uzulis