Bayerns Bischöfe besorgt über Polarisierung
Die politisch Verantwortlichen müssten sich der Integrationsfrage gemeinsam konstruktiv stellen. Der Vorsitzende der Konferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, nannte "täglich neu entfesselten Streit, Aufgeregtheiten und das ständige Entwerfen von Worst-Case-Szenarien nicht so hilfreich". Gerade von einer großen Koalition erwarte er, dass die wichtigsten Verantwortlichen gemeinsam eine Linie festlegten. Alle Beteiligten sollten "verbal runterkommen". Statt in einer Art Pingpongspiel öffentlich nach Schuldigen für manches Problem zu suchen, müsse gemeinsam an den Problemen gearbeitet werden. Dazu müssten auch die Folgen des eigenen Handelns abgeschätzt werden, allerdings nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Flüchtlinge selbst.
Marx: Bereicherungsvorwurf abwegig
Als "abwegig" wies der Kardinal den Vorwurf an die Kirchen zurück, sie würden an der Vermietung von Flüchtlingsunterkünften verdienen. Diese Debatte sollte "schleunigst" beendet werden. Die Kirche stelle zwar viele Unterkünfte zur Verfügung, Immobilien seien für sie aber nicht das Hauptthema. "Wir wollen Menschen begleiten", betonte Marx. In diese Aufgabe werde die Kirche massiv investieren. Dazu benötige sie genauere Informationen darüber, welche Menschen auf Dauer in Deutschland blieben und welchen Bedarf sie hätten. Ohne belastbare Zahlen blieben viele Diskussionen sehr oberflächlich.
Marx verwies auf das bereits bestehende große Engagement der Kirche. Zehntausende Katholiken in Bayern setzten sich haupt- oder ehrenamtlich für Flüchtlinge ein, nicht wenige schon seit Jahren. Unter dem Dach von Caritas und Kirche existierten viele beispielhafte Projekte. So habe eine Studenteninitiative der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) für Flüchtlinge unlängst den Bürgerpreis des Landtags erhalten. An der KU sei außerdem der Aufbau eines Kompetenzzentrums für Flucht und Migration geplant.
Marx erklärte, die zusätzlichen Mittel für die Katholische Universität sollten in strukturelle Maßnahmen fließen. Auch sei das Geld dafür gedacht, Forschung und Lehre weiter zu profilieren. So strebe die KU unter anderem die volle Mitgliedschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft an.
Barbara Loos leitet Eichstätter Hochschulrat
Ebenfalls am Donnerstag wurde in Eichstätt die frühere Gymnasialdirektorin Barbara Loos (71) an die Spitze des Hochschulrats der KU gewählt. Die bei der Roland-Berger-Stiftung tätige Bildungsexpertin wird zur Vorsitzenden des neu konstituierten Gremiums. Ihr Stellvertreter ist der an der KU lehrende Religionspädagoge Ulrich Kropac. Im nächsten Jahr soll die vakante Position des Universitätspräsidenten wieder besetzt werden.
Die bayerischen Bischöfe hatten im Sommer angekündigt, die Universität mit zusätzlich 5,5 Millionen Euro im Jahr unterstützen zu wollen. Damit erhöht sich das finanzielle Engagement der Kirche auf gut 15 Millionen Euro. Die KU mit rund 5.400 Studierenden ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum. Träger sind die sieben bayerischen Diözesen.
Der für vier Jahre bestimmte Hochschulrat konstituierte sich am Donnerstag. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört gemeinsam mit Senat und Stiftungsrat die Entscheidung über den künftigen KU-Präsidenten. Die Wahl war in den vergangenen Jahren mehrfach gescheitert. Seit Oktober 2014 amtiert ein Interimspräsidium unter Leitung der früheren Senatsvorsitzenden Gabriele Gien. Der neue KU-Präsident soll spätestens zum Wintersemester 2015/16 feststehen. Loos, die auch das Wahlgremium leitet, zeigte sich zuversichtlich, dass dies gelingt. Die Ausschreibung wird noch in diesem Jahr erfolgen (luk/KNA)