Ein Bischof nach Maß
Damals war der ruhig und bescheiden auftretende Theologe mit 44 Jahren Deutschlands jüngster Diözesanbischof. Sein Amt als katholischer "Jugendbischof" übte Bode 14 Jahre lang mit Humor und großer Anziehungskraft aus; bei seiner Zielgruppe war er schlicht "BiBo". Der heutige Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz zeigt sich offen und gesprächsbreit, kann zuhören und legt Wert auf regelmäßigen Kontakt zur "Alltagswelt". Für viele ist der promovierte Theologe damit ein Bischof nach Maß.
Bode wurde am 16. Februar 1951 in Paderborn geboren und wuchs im Dorf Etteln auf, zusammen mit vier älteren Schwestern - ein Umstand, den er gerne dankbar hervorhebt. Nach dem Theologiestudium in Paderborn, Regensburg und Münster folgte 1975 die Priesterweihe. Als Präfekt im Paderborner Theologenkonvikt begleitete Bode die Priesteramtskandidaten des Erzbistums. Anschließend schrieb er an der Universität Bonn seine Dissertation über den Moraltheologen Matthias Joseph Scheeben. Der Titel der Arbeit - "Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott" - ist bis heute ein für Bode gültiges Motto.
Achtung und Bekanntheit über deutsche Grenzen hinaus
Bode ist bei weitem kein "Lautsprecher" innerhalb der Bischofskonferenz. Doch erlangte er durch seine Aufgaben und sein beherztes Handeln an entscheidenden Stellen Achtung und Bekanntheit über deutsche Grenzen hinaus. So war er maßgeblich am Erfolg des Weltjugendtags 2005 in Köln beteiligt. Und als das Bistum Essen im Vorfeld des Katholikentags 2008 seine Gastgeberrolle aus finanziellen Gründen zurückzog, sprang er in die Bresche. Ebenso arbeitete er mit in der Steuerungsgruppe des Gesprächsprozesses der Deutschen Bischofskonferenz und war gewähltes Mitglied der deutschen Sprachgruppe bei der Familiensynode im Oktober im Vatikan.
Bodes unaufgeregt offene Haltung wird immer wieder durch Gesten deutlich: So leistete der zuweilen fast schüchtern wirkende Bischof am 1. Advent 2010 in einem Bußgottesdienst im Dom stellvertretend Abbitte für die Missbrauchsdelikte in seinem Bistum. 2002 war er der erste Bischof in Deutschland, der eine Frau mit der Leitung des Seelsorgeamtes betraute. Und von Wertschätzung für die Laien, die er lieber "Getaufte und Gefirmte" nennt, spricht er nicht nur. Er gibt ihnen tatsächlich großen Gestaltungsspielraum, indem er sie immer wieder an wichtigen Entscheidungen beteiligt.
Bodes Credo: Kirche muss die Lebensrealität der Menschen berücksichtigen
In Teilen der Kirche eckt der Bischof mit seiner Art allerdings gelegentlich auch an: Wenn er etwa den Diakonat für die Frau ins Gespräch bringt, runzelt so mancher die Stirn. Auch sein Bedauern darüber, dass das von der deutschen Sprachgruppe vorgeschlagene "Schuldbekenntnis" keine Mehrheit für den Schlusstext der Familiensynode fand, mag einige irritiert haben. Es ging um ein Schuldbekenntnis der Kirche wegen Unbarmherzigkeiten bei der Auslegung der katholischen Morallehre unter anderem gegenüber ledigen Müttern, Homosexuellen, Geschiedenen und Wiederverheirateten.
Bodes Credo lautet immer wieder: Kirche muss die Lebensrealität der Menschen berücksichtigen. Sein 20-jähriges Amtsjubiläum in Osnabrück feiert der Bischof am Donnerstag mit Seelsorgemitarbeitern. Seinem Bistum hat Bode ein "Jahr des Aufatmens" verordnet: "Lassen Sie uns gemeinsam die Herausforderungen angehen, Sabbatzeiten, Zeiten, zu Atem zu kommen, und Anders-Orte anzubieten angesichts der sehnsuchtvollen Suche nach Entschleunigung und Vertiefung bei uns selbst, in der Kirche und in der Gesellschaft", sagte Bode an Silvester 2014. "Es wäre ein besonderes Zeichen in dieser Zeit." Ein Zeichen, das zu Franz-Josef Bode passt.