Apocalypse now
Das Ende des Zyklus "13 Baktun" heizt apokalyptische Spekulationen und Prophezeiungen an - nicht nur in den traditionellen Ländern der Maya-Kultur wie Guatemala, Honduras, El Salvador, Belize oder Mexiko. Auch in Europa ist der Weltuntergang kurz vor Weihnachten eine Sensation.
Doch wie damit umgehen? Ignorieren? Zu langweilig. Hinfahren? Schon besser - der vorausgesagte Weltuntergang könnte für Mittelamerika zum Tourismuserfolg werden. Schon seit Wochen seien die meisten Hotels in der Region total ausgebucht, heißt es in örtlichen Medien. Insgesamt rechnen Touristiker mit weit mehr als zehn Millionen Besuchern. Doch auch für all jene, die in der bevorzugten Weltuntergangsregion keine Übernachtung mit Frühstück mehr ergattern konnten, bleiben viele Alternativen.
Flucht mit Außerirdischen
So könnte man pünktlich zum Untergang etwa nach Frankreich reisen. Die Überlebenschancen im französischen Bugarach, einem kleinen südfranzösischen Dorf nahe der Pyrenäen, stehen gut. Denn genau hier, auf dem 1.230 Meter hohen Pic de Bugarach, werden am 21. Dezember Außerirdische anlanden und sich mit wenigen Auserwählten von dannen machen. Das Interesse der Weltbevölkerung an dem 200-Seelen-Örtchen wuchs in den vergangenen Wochen ins Unermessliche - sogar der Bürgermeister hatte an die Welt appeliert, nicht anzureisen und die Polizei beauftragt, den Berg abzusperren. Am Donnerstagmorgen waren es laut Funkhaus Europa lediglich einige Hundert Personen, die sich tatsächlich auf den Weg in die Pyrenäen gemacht hatten.
"Wir sind hier wie im Zoo", sagte Bürgermeister Jean-Pierre Delord der Tageszeitung "Figaro". "Die Leute kommen, um uns zu sehen. Wir sind zur Attraktion der Gegend geworden." Inzwischen hat die zuständige Behörde die Sperrung des Berges für die Zeit des mutmaßlichen Weltuntergangs angeordnet. Ob sich die Endzeit-Gläubigen davon abschrecken lassen werden, scheint fraglich. Schätzungen zufolge werden zwischen 20.000 und 100.000 Menschen erwartet.
„Die Leute kommen, um uns zu sehen. Wir sind zur Attraktion der Gegend geworden.“
Ähnlich voll könnte es auch in dem türkischen Städtchen Sirince in der Nähe der Ägais-Küste werden. Hotelbetreiber berichten Medien zufolge von einem Boom an Zimmerbuchungen für die Zeit um den 21. Dezember. Grund dafür ist ein Gerücht, nach dem ausgerechnet die Menschen in Sirince das Weltende überleben könnten. Ganz ähnlich wie in der biblischen Überlieferung werde eine moderne Arche Noah nahe der Stadt vor Anker gehen und eine Zahl von Auserwählten an Bord nehmen, um sie vor einer neuerlichen Sintflut zu retten.
Weniger biblisch und vermutlich eher ungemütlich wird es in der Weltuntergangsnacht im Elsass zugehen. Die Verantwortlichen der Bunkeranlage Schoenenbourg nehmen die Ängste der Endzeitjünger offensichtlich sehr ernst - und reagieren mit der Öffnung des örtlichen Weltkriegsbunkers in der Nacht zum 21. Dezember. Für kleine sieben Euro Eintrittsgeld können Erwachsene hier mit etwas Glück den Weltuntergang überleben - Glühwein und Lebkuchen inklusive.
Gut vorbereitet in den Untergang
Ähnlich gute Überlebenschancen haben Erdenbürger, die in einem privaten Bunker Schutz suchen können. Allerdings nur, wenn sie sich zuvor um die richtige Ausstattung ihrer Notbehausung gekümmert haben. Der Profi-Bunkerausstatter Karl Hillinger berichtet in der Zeitung "Die Welt", Luftfilteranlagen, Dosenbrot und Energieriegel seien derzeit besonders gefragt.
Wer ohne größeren Aufwand und trotzdem gut vorbereitet in den Weltuntergang starten will, der sollte sich mit dem Dresdner Jan Albrecht in Verbindung setzen. In der "Bild"-Zeitung gibt der findige Makler Tipps zum Thema "Gut versichert in den Weltuntergang". KFZ-, Hausrat- oder Krankenversicherungen könnten für den Fall der Fälle nicht schaden, so Albrecht. Und sollte die Welt doch noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen, sei das Geld in den Versicherungen auch langfristig gut angelegt.
Von Inga Kilian