Guerilla-Gärtner in katholischer Botanik
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Frommere Menschen als ich mögen in Umberto Eco einen dieser scheußlichen Intellektuellen sehen, die mit ihren postchristlichen Protagonisten fröhlich im frommen Unterholz toben, im Dienst an der eigenen Sache (nicht der unseres Herrn). Ein Vorwurf, der nicht unberechtigt ist, aber der Eco und seinem Beitrag zur christlichen Kultur, vor allem Europas, nicht gerecht wird.
Die behutsame Beschneidung einer Blumenhecke schadet dieser nicht. Vielmehr bringt sie Wachstum und neue Blüte. Eco war ein großer Guerilla-Gärtner in der katholischen Botanik. Er hat vieles zum Blühen gebracht, Duftendes wie Fades, Wichtiges wie Witziges. Unvergessen sein Vergleich der Betriebssysteme von PC und Macintosh mit katholisch und evangelisch.
Umberto Eco war aber nicht nur Schriftsteller sondern auch Gelehrter der Semiotik, der Wissenschaft vom Wesen und Gebrauch von Zeichen. Als solcher hat er, der einst über "das ästhetische Problem beim heiligen Thomas" promovierte, allen Kulturschaffenden neue Werkzeuge und Techniken geschenkt, mit denen wir selber schneiden, propfen und pflanzen können. Auch und gerade als Katholiken in unserer Zeit, an unserer Kultur.
Beispiel Massenmedien: Eco ist Vordenker einer "semiologischen Guerilla" und der unterschätzten Technik des "Culture Jammings", der kreativen Störung medialen Unkrauts und institutionellen Wildwuchses. Das digitale Zeitalter braucht eine katholische Kommunikationsguerilla; Menschen, welche mit der Frohen Botschaft unsere Kultur und Gesellschaft kreativ stutzen und veredeln, die so den Glauben zum Blühen bringen im medialen Humus unserer Zeit.
Auch wenn er selber nicht an Gott geglaubt haben mag: Umberto Eco war ein Geschenk des Himmels, und das - wie passend für einen Semiotik-Professor! - buchstäblich: Der Name "Eco" soll für "Ex Caelis Oblatus" stehen. Es heißt sein Großvater, ein Findelkind, habe diesen von einem Beamten erhalten. Am 19. Februar ist Umberto Eco verstorben.