Reise ins Auge des Sturms
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Ein starkes Zeichen hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick mit seinem gestrigen Besuch in Damaskus gesetzt. Während westliche Politiker die Hauptstadt des kriegszerstörten Syrien meiden, weil dessen Diktator Assad kein Gesprächspartner für sie ist, sind die kirchlichen Gesprächsfäden nicht abgerissen. Erzbischof Schick traf sich unter anderem in Damaskus mit dem Oberhaupt der Griechisch-Katholischen Kirche in Syrien, Patriarch Gregorius III. Laham. Der dankte den deutschen Katholiken für ihre Unterstützung. Allein Caritas International aus Deutschland unterstützt ihre syrischen Partner mit derzeit rund 2,5 Millionen Euro.
Doch viele Christen im Nahen Osten haben die Hoffnung längst verloren. Schick warnte zu Recht davor, dass die Region zu einer christenfreien Zone werden könnte. Viel fehlt nicht mehr. 2000 Jahre christliche Verwurzelung drohen im fünften Jahr des syrischen Bürgerkriegs zu Ende zu gehen. Die Christen des Orients fühlen sich vom Westen alleingelassen. Ein echter politischer Wille sie zu schützen ist nicht erkennbar. Die Tragödie spielt sich vor der Haustür des christlichen Europa ab.
Gleich von mehreren Seiten sind Christen in Syrien unter Druck: aus den Gebieten, die vom IS kontrolliert werden, sind inzwischen fast alle Christen geflohen, ein Leben unter diesen Terroristen ist nicht zu führen. In den von der Regierung kontrollierten Gebieten gibt es fast keinen Schutz der Minderheit mehr durch die Sicherheitskräfte, weil die Assad-Truppen ganz und gar durch den Krieg gebunden sind. Hier setzen den Christen organisierte Kriminalität, Selbstjustiz und natürlich die Bombardements, der Beschuss, die Zerstörung zu. Begeben sie sich auf die Flucht, werden sie oft von Muslimen drangsaliert, auch in Flüchtlingsunterkünften in Deutschland.
So trostlos die Lage für sie ist, so wenig dürfen sie vergessen werden. Erzbischof Schicks mutige Reise ins Auge des syrischen Sturms kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wenn die Politik sich schon hilflos angesichts des Dramas zeigt – die Kirchen müssen mutig handeln und helfen, wo immer es geht. Und wenn es nur das tröstende Signal ist, dass wir die Bedrängten in Syrien nicht vergessen haben.