"Ich bin nicht zum Praktikum hier"
Mit Timmerevers' Amtseinführung am 27. August in der Dresdner Hofkirche dürfte erst einmal Ruhe in diese Debatte kommen. Von strahlendem Sonnenschein begleitet absolvierte der bisherige Münsteraner Weihbischof das erste Foto-Shooting vor seiner künftigen Kathedrale. Die Dresdner Kapellknaben gaben ein Ständchen, und zwei Dutzend Journalisten versuchten, mit ihren Fragen auszuloten, wie der Neue aus dem Oldenburger Land "tickt".
Am Vorabend war der 63-Jährige bereits mit den gesellschaftlichen Realitäten Sachsens hautnah in Berührung gekommen: Als er die Abendmesse in der Hofkirche feierte, marschierte davor lautstark das fremdenfeindliche Pegida-Bündnis zur allmontäglichen Demonstration auf. "Das hatte schon eine Wirkung auf mich. Damit umzugehen, muss ich noch lernen", so Timmerevers. Bisher kenne er solche Kundgebungen nur aus den Medien. Er werde das "sehr aufmerksam" beobachten.
Menschen zusammenzuführen und zusammenzuhalten
"Wenn es um die Würde des Menschen geht, wird die Kirche nicht schweigen können. Dafür einzustehen, ist das Gebot der Stunde, und ich werde - wenn ich mich hier eingefunden habe - sicherlich dazu das Wort ergreifen." Bereits als Oldenburger Regionalbischof hatte sich Timmerevers unter anderem mit dem Projekt "Würdenträger - weil jeder Würde trägt" für die Menschenrechte engagiert.
Er komme aus einem "fremden Land", um zu lernen, betonte Timmerevers, der als Weihbischof im niedersächsischen Vechta eine der besonders katholisch geprägten Regionen Deutschlands betreut hat. "In Dresden-Meißen muss ich erst mal hören, hören, hören, um zu verstehen, was die Menschen an Erwartung haben - an Kirche und an mich." Ihm sei immer wichtig, "Menschen zusammenzuführen und zusammenzuhalten - das ist etwas, das zu mir gehört".
Linktipp: Timmerevers wird Bischof von Dresden-Meißen
Der bisherige münstersche Weihbischof Heinrich Timmerevers wird neuer Bischof von Dresden-Meißen. Das gaben am Freitag der Vatikan und die beteiligten Bistümer zeitgleich bekannt.Sein Motto sei: "Lebe so, dass die Menschen danach fragen, wieso lebst du so?" Und wer sich dann fragend auf die Suche mache, könne mitunter eine Quelle, Anregung oder Hilfe finden. In diesem Sinne wolle er "Zeuge der frohen Botschaft sein", so Timmerevers, der der geistlichen Gemeinschaft der Fokolare angehört.
Auch ein paar Hobbys verriet der Bauernsohn: Klassische Musik - ein Mal war er bereits in der Dresdner Semperoper - und Wandern: "Sich ein bisschen abrackern und körperlich herausfordern. Um den Kopf frei zu bekommen, brauche ich das manchmal." Da kommt ihm die sächsische Schweiz künftig quasi vor der Haustür sehr zupass. Doch jetzt freut er sich erst einmal auf viele Begegnungen beim Katholikentag Ende Mai in Leipzig, auch wenn er dort noch nicht offiziell Dresden-Meißen vertritt.
Herzliches Zusammentreffen
Als sehr herzlich beschrieb Timmerevers das erste Zusammentreffen mit Sachsens evangelischem Landesbischof Carsten Rentzing. "Wir werden einen gemeinsamen Weg gehen." Er kündigte an, die guten ökumenischen Kontakte in Sachsen und Ost-Thüringen fortsetzen zu wollen. "Wir finden als Kirchen nur dann zueinander, wenn wir uns nicht an unseren jeweiligen Profilen reiben, sondern wenn wir den Reichtum des jeweils anderen entdecken." In einer solchen Haltung könnten die Kirchen 2017 auch den 500. Jahrestag des Reformationsbeginns "gemeinsam gestalten".
Nachgefragt, was sein Amtsvorgänger Koch ihm vor ein paar Tagen bei einem Vier-Augen-Treffen mit auf den Weg gegeben habe, antwortete Timmerevers lachend: "Viel Freude und Zuversicht. Aber die einzelnen Koch-Rezepte werde ich erst mal für mich behalten." Sprach's und machte sich auf den Weg zu seinem Antrittsbesuch bei Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU).