Selig die Friedfertigen
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Es ist nicht der Normalfall, dass Prozesse der Kongregation für Heiligsprechung eine solche Aktualität haben. Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass die Trappisten von Tibhirine seliggesprochen werden sollen. Zumindest wurde der entsprechende, auf 700 Seiten ausgearbeitete Antrag dazu jetzt im Vatikan eingereicht.
Was könnte angesichts der gegenwärtigen Situation sprechender sein? Die Welt wird in Atem gehalten von islamistischem Terror. Und da sollen neben anderen sieben Ordensleute seliggesprochen werden, die mit den Muslimen um sie herum im nordafrikanischen Atlas-Gebirge der Neunzigerjahre gut nachbarschaftlich zusammengelebt haben. Von der "Groupe Islamique Armé" wurden sie 1996 verschleppt und dann mutmaßlich umgebracht. Waren sie naiv?
Die Pointe besteht darin, dass genau das nicht der Fall war. Die Mönche von Tibhirine kannten die Gefahr des vom Bürgerkrieg gezeichneten Algerien. Sie wussten sehr genau zu unterscheiden: zwischen den muslimischen Mitbürgern und jenen, die in erster Linie aus politischen Gründen den Islam zur Rechtfertigung von Gewalt bemühen – und dabei zwischen Muslimen und Christen nicht unterscheiden. Dass die Mönche an ihrem angestammten Ort geblieben sind, war nicht zuletzt ein Akt der Solidarität.
So war es das christliche Zeugnis von Gott, der gegenüber allen Menschen barmherzig ist, das die Trappisten in die am Ende tödliche Gefahr gebracht hat. Das Testament des Priors, Christian de Chergé, der sein Schicksal offenkundig geahnt hat, gehört zu den berührendsten Texten über die Kraft zur Feindesliebe. An genau diese Barmherzigkeit Gottes glaubten die muslimischen Nachbarn im Übrigen auch. Genau hier liegt die letztlich höchst politische Aktualität dieses Seligsprechungsverfahrens.