Krakauer Kardinal Macharski gestorben
Er gehörte zu den herausragenden Gestalten der polnischen Kirche. Staatspräsident Andrzej Duda würdigte Macharski in einer ersten Stellungnahme bei Twitter als "großen Polen" und "außerordentliches Mitglied der Kirche". Sein Tod sei ein "riesiger Verlust".
Papst Franziskus schrieb in einem Telegramm an Krakaus Erzbischof Kardinal Stanislaw Dziwisz, Macharski habe seine Ortskirche "in der nicht leichten Zeit politischer und gesellschaftlicher Übergänge" geführt. Dabei habe er sich durch eine gesunde Distanz, Respekt vor jeder Person und Sinn für das Wohl der Kirche ausgezeichnet und sich vor allem bemüht, den Glauben der Menschen lebendig zu halten. Auch in der von Leiden geprägten letzten Lebensphase sei Macharski ein "treuer Zeuge des Vertrauens auf die Güte und das Erbarmen Gottes" geblieben, so der Papst weiter.
Franziskus hatte den Kardinal kürzlich noch besucht
Franziskus hatte bei seinem jüngsten Polenbesuch anlässlich des Weltjugendtags in Krakau eigens sein Programm geändert und den schwerkranken Kardinal am vergangenen Donnerstag besucht. Macharski war nach einem Sturz seit Mitte Juni in einem Krakauer Krankenhaus behandelt worden.
Der zurückhaltende Kardinal galt als Mann der Aussöhnung und Vermittlung. Besonders förderte er den Dialog der katholischen Kirche mit dem Judentum und die Beziehungen zwischen Polen und Deutschen. Dafür erhielt er vor drei Jahren das "Großkreuz des Ordens der Wiedergeburt Polens", die zweithöchste Auszeichnung des Landes.
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Während des politischen Umbruchs in den 1980er Jahren leitete er als Ko-Vorsitzender die Gemeinsame Kommission der kommunistischen Regierung und der Polnischen Bischofskonferenz. Nach der politischen Wende von 1989 trat er für eine Öffnung der polnischen Kirche zum Westen ein.
Macharski wollte katholisch-jüdischen Dialog nicht abreißen lassen
Zur Erzdiözese gehörte bis 1992 auch das Gebiet des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Macharski war 1987 Mitunterzeichner einer jüdisch-katholischen Vereinbarung, nach der das umstrittene Karmel-Kloster an der Außenmauer des Lagers verlegt werden musste. In dem folgenden mehrjährigen Konflikt bemühte er sich, zwischen den Fronten zu vermitteln und den katholisch-jüdischen Dialog nicht abreißen zu lassen. Im Jahr 2000 erhielt Macharski das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland; 2007 den Orden der französischen Ehrenlegion.
Macharski wurde am 20. Mai 1927 in Krakau geboren und 1950 zum Priester geweiht. 1960 erwarb er in Freiburg/Schweiz im Fach Pastoraltheologie einen Doktortitel. Nicht zuletzt wegen dieses Studiums sprach er sehr gut Deutsch. Später leitete er das Krakauer Priesterseminar. Nachdem Karol Wojtyla im Oktober 1978 zum Papst gewählt wurde, machte dieser Macharski, der vier Jahre lang sein Privatsekretär war, zu seinem Nachfolger in Krakau. Im Juni 1979 erfolgte die Berufung ins Kardinalskollegium. (bod/KNA)
02.08.2016, 14.45 Uhr: Artikel ergänzt um Papst-Telegramm