Alphonsa von der Unbefleckten Empfängnis
Alphonsa (1910-1946) musste lange darum kämpfen, ihrer Berufung folgen zu dürfen – und griff dazu auch auf drastische Mittel zurück. Als jüngstes von fünf Kindern einer angesehenen Familie wurde sie im südindischen Kerala geboren und erhielt den Namen Annakutty (auf Deutsch etwa Annilein). Ihre Eltern waren tiefreligiös und gehörten der syro-malabarischen Kirche, einer katholischen Ostkirche, an. Kurz nach Annakuttys Geburt starb ihre Mutter und sie wuchs bei ihren Großeltern auf. Es war eine glückliche Zeit für das junge Mädchen, in der es sich geborgen fühlte und anfing, über eine geistliche Berufung nachzudenken. Als Annakutty zehn Jahre alt war, änderte sich ihr Leben jedoch dramatisch: Dem Willen ihrer verstorbenen Mutter entsprechend zog sie zu ihrer Tante Anna in eine andere Stadt, um dort die Mittelschule zu besuchen. Während sich das Mädchen mit den Karmelitinnen im nahegelegenen Kloster anfreundete, verfolgte die Tante nur einen Plan: ihre auffallend schöne Nichte möglichst vorteilhaft zu verheiraten. Annakutty aber lehnte auch unter Schlägen alle Ehekandidaten ab. Schließlich sah die erst Dreizehnjährige keinen anderen Ausweg mehr, als sich absichtlich Brandwunden zuzufügen. Doch auch mit diesem vermeintlichen Makel blieb Annakutty eine begehrte Heiratspartie. Erst ihr Beichtvater eröffnete ihr einen Ausweg und stellte den Kontakt zu der Gemeinschaft der Klarissen her. Von 1927 an besuchte Annakutty deren Internat und trat ein Jahr später als Postulantin dem Orden bei. Sie nahm den Ordensnamen Alphonsa von der Unbefleckten Empfängnis an und wurde 1930 eingekleidet. Kurz darauf erkrankte sie so schwer, dass sie ihrem Beruf als Schulschwester kaum noch nachgehen konnte. Auf kurze Phasen der Genesung folgten ständig weitere Erkrankungen, welche die junge Ordensfrau immer wieder ans Bett fesselten. Schließlich erlag Alphonsa ihren Leiden und starb am 28. Juli 1946. Bald darauf wurden ihrem Grab zahlreiche Wunder zugeschrieben und nicht nur Christen pilgerten an diesen Ort. Papst Benedikt XVI. sprach sie 2008 als erste Inderin heilig.