Otto von Bamberg

30.06

In Zeiten komplexer Konflikte braucht es beherzte Brückenbauer mit guten Kontakten – so wie Otto von Bamberg (um 1061-1139). Er war der Sohn einer schwäbischen Adelsfamilie und erhielt seine Ausbildung im Kloster Hirsau (anderen Quellen zufolge in Eichstätt). Bald schon sprach sich die Begabung des jungen Otto herum: Im Jahr 1082 erhielt er den Auftrag, die Kaiserschwester Judit als Kaplan an den Hof ihres neuen Ehemannes, des polnischen Herzogs Wladislaw, zu begleiten. Später rief ihn Kaiser Heinrich IV. zurück und ernannte Otto zum Leiter der Speyerer Dombauhütte. Anschließend stieg er sogar zum Vorsteher der königlichen Kanzlei auf. Seinen vorläufigen Karrierehöhepunkt erreichte Otto am Weihnachtstag 1102: Heinrich IV. ernannte ihn zum Bischof von Bamberg. Trotz aller Ehrungen blieb Otto bescheiden und widmete sich hingebungsvoll dem ihm anvertrauten Bistum: Zu seiner Bischofsweihe erschien er barfuß und in Notzeiten half er der leidenden Bevölkerung aus der eigenen Tasche. Im Laufe seiner Amtszeit errichtete Otto über 30 Klöster, Stifte und Spitäler. Währenddessen aber verschärfte sich der Konflikt zwischen Papst und Kaiser zusehends: Im sogenannten Investiturstreit rangen die weltliche und die geistliche Macht um das Recht, Bischöfe einzusetzen. Otto, der gleichzeitig Reichsfürst und Bischof war, spielte aufgrund seiner engen Verbindungen zu beiden Seiten eine Schlüsselrolle. Er vermittelte und hatte mit seiner Diplomatie entscheidenden Anteil am Wormser Konkordat von 1122, das den Konflikt beilegte. Selbst nach dieser Feuerprobe war der emsige Otto noch nicht am Ende. Anstatt sich zur Ruhe zu setzen, missionierte er auf Bitten des polnischen Herzogs Boleslaw III. zwischen 1124 und 1128 im neu eroberten Pommern. Bis heute Otto wird auch als "Apostel der Pommern" verehrt. Er starb am 30. Juni 1139 in Bamberg und wurde bereits 1189 heiliggesprochen.