Theologe, Reformator, Nationalheld: JAN HUS - Zum 600. Todestag
Vor 600 Jahren wurde Jan Hus in Konstanz als Ketzer verbrannt, entgegen vorheriger Schutzgarantien durch den römisch-deutschen König Sigismund. Das in der Stadt am Bodensee tagende Konzil, ein mittelalterliches Weltereignis ersten Ranges, hatte Hus als Häretiker verurteilt. Sein Tod löste in Böhmen religiöse, politische und soziale Revolten sowie einen 18 Jahre andauernden Krieg aus.
Als Priester und Universitätslehrer in Prag hatte Hus massiv die Missstände in der Kirche kritisiert und deren Rückkehr zu evangelischer Armut gefordert. Den Gläubigen wollte er stärkere Teilhabe durch Kelchkommunion und das Recht zu predigen ermöglichen. Mit seinen Schriften und Predigten in böhmischer Sprache erschütterte er das Selbstverständnis kirchlicher Ordnung und erhob zugleich politische Forderungen nach mehr Mitsprache für die böhmische Bevölkerung.
Im Laufe der böhmisch-tschechischen Geschichte erlebte das Bild von Jan Hus unterschiedliche Prägungen. So wurde er etwa in der Ersten Republik 1918 als Vorläufer der nationalen Einigung, in der kommunistischen Zeit nach 1945 als Sozialrevolutionär gesehen.