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Theaterspiel Erstkommunion? Klartext.

Schöne Kleider, bunte Kerzen, festliches Orgelspiel. Manchmal mutiert die Erstkommunion zu einem Theaterstück der Tradition. Das hat aber fatale Folgen für die Kirche, sagt Christian Olding.

Video: © katholisch.de

Im Video-Format von katholisch.de wird Klartext gesprochen, statt um den heißen Brei herumgeredet. Pastor Christian Olding aus dem Bistum Münster kommentiert alle zwei Wochen dienstags auf katholisch.de aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft. Olding macht dabei auch vor heiklen Themen nicht Halt. "Nur zu Weihnachten in den Gottesdienst?", "Christen und die Willkommenskultur?" oder "Die Rolle der Frau in der Kirche?" Mit "Klartext" gibt es neben dem "Standpunkt" ein weiteres starkes Meinungsformat auf katholisch.de.

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Zum Thema "Erstkommunion"

Wortlaut:

Rund zwei Drittel der meist en bloc zur Erstkommunion gehenden Drittklässler besucht nach der Erstkommunionfeier selten bis gar nie wieder einen Gottesdienst. Und das obwohl die Eucharistiefeier auf Wiederholung angelegt ist. Die Eucharistie ist das Sakrament, das uns ein Leben lang begleiten soll. Denn nur in der regelmäßigen Wiederholung kann ich am Ende ansatzweise verstehen, was für eine Bedeutung dieses Sakrament für mein Leben und für meinen Alltag hat.

Es scheint aber so, dass viele Eltern und Verwandte vor allen Dingen eines wollen: nämlich ein schönes Fest für ihre Kinder. Und damit mutiert die Erstkommunionfeier manchmal auch zu einem Theaterspiel. Ein Spiel mit schönen Kleidern, bunt geschmückten Kerzen, großem Einzug und festlichem Orgelspiel. Und scheinbar müssen wir den Umstand akzeptieren, dass die Menschen gar nicht dahin geführt werden wollen, wo wir sie hinführen möchten. Und warum? Weil es eben doch noch volkskirchliche Elemente gibt, die sich so fest in das Gedächtnis und die Erinnerung der Menschen eingebrannt haben, dass sie wie selbstverständlich abgerufen werden. Aus Tradition.

Das allerdings hat fatale Folgen. Zum einen ist die Kirche damit immer noch die Kirche der Hauptamtlichen und die Christen sind Kunden, die wie selbstverständlich Dienstleistungen bei ihrer Kirche abrufen, die daraus resultierende Verbindlichkeit allerdings nicht wollen oder gar ablehnen. Und das hemmt Gemeinden auch in ihrer Weiterentwicklung. Und zum anderen verkommt damit die Eucharistiefeier in ihrer Bedeutung. Denn eigentlich ist der Sinn, dass ich Woche für Woche all' mein Leben, all' meinen Alltag, all' meine Erfahrung auf diesen Altar lege im Glauben und der Hoffnung, dass Gott sie verwandelt und mir neue Lebensdimensionen und neue Perspektiven für meinen Alltag eröffnet. Der Glaube lebt davon, dass er praktiziert und gelebt wird. Und die Frage, die wir uns dringend stellen müssen, ist, was können wir tun, damit die Menschen das wiederentdecken und wie müssen wir Menschen fordern, dass sie sich dazu angemessen verhalten?