Lateinische Messen?! Klartext.
Video im Wortlaut
Gerne wird der Graben aufgerissen zwischen der "Alten Messe" und der neuen. Und dabei wird vollkommen übersehen, dass hüben wie drüben am Ende dasselbe im Mittelpunkt steht, nämlich die reale Gegenwart Jesu Christi. Natürlich bringen beide Formen unterschiedliche Akzentsetzungen mit sich – und das ist auch gut so. Aber auf der anderen Seite kann ich als jemand, der vor allen Dingen mit dem neuen Ritus groß geworden ist, so manche Vorwürfe dagegen herzlich wenig nachvollziehen.
Einer dieser klassischen Vorwürfe ist, dass durch den neuen Ritus die Zahl der Messbesucher drastisch abgenommen hätte. Dieser Vorwurf übersieht, dass bereits schon viel früher die Kirchenbesucherzahlen nachgelassen haben. Schlagworte sind da z. B. die Modernitätskrise und die kirchliche Arbeiterfrage. Außerdem war den Vätern des Zweiten Vatikanums ziemlich schnell klar, dass wenn die Messe verständlich und nachvollziehbar mitgefeiert werden soll, dass das plötzlich einen ganz anderen Anspruch an die Mitfeiernden erhebt. Es geht plötzlich nämlich nicht mehr darum, dass ich aus reiner Tradition und Gewohnheit zur Messe gehen kann, sondern darum, dass ich mich viel mehr diesem Geschehen aussetze, dass ich viel mehr einbezogen werde, dass das Volk Gottes wesentlich mehr konstitutiver Bestandteil dieser Feier ist. Und, dass natürlich dadurch auch immer mehr Konsequenzen für mein ethisches und mein alltägliches Leben daraus resultieren.
Am Ende geht es darum, das, was uns Katholiken ausmacht, zu erhalten und zu bewahren: Nämlich eine Vielfalt der Formen und der Zugänge. Katholisch sein hat sich immer schon dadurch ausgezeichnet, dass wir eine ganze Palette und Bandbreite haben. Und die ist in diesen Zeiten wichtiger und bewahrenswerter denn je. Von daher bin ich froh, dass wir die "Alte Messe", die neue Mese und weitere Riten und Liturgien haben, die Menschen einen Zugang zu dem ermöglichen, was uns wichtig ist: Nämlich Jesus Christus leibhaftig erfahren zu können. Außerdem muss klar sein, dass es ein Zurück vor das Zweite Vatikanum definitiv nicht geben kann, sondern nur ein "Weiter".
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Im Video-Format von katholisch.de wird Klartext gesprochen, statt um den heißen Brei herumgeredet. Pastor Christian Olding aus dem Bistum Münster kommentiert alle zwei Wochen dienstags auf katholisch.de aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft. Olding macht dabei auch vor heiklen Themen nicht Halt. "Nur zu Weihnachten in den Gottesdienst?", "Christen und die Willkommenskultur?" oder "Die Rolle der Frau in der Kirche?" Mit "Klartext" gibt es neben dem "Standpunkt" ein weiteres starkes Meinungsformat auf katholisch.de.