Was soll der Rosenkranz? Klartext.
Video im Wortlaut
Dem Rosenkranzgebet wird immer wieder der Vorwurf entgegengebracht, dass es weder so recht biblisch noch christlich sei. Um diese Frage zu klären, muss man allerdings seine Entstehungsgeschichte in den Blick nehmen. Und da fangen wir bei den frühen Wüstenvätern an, die in Anlehnung an die 150 Psalmen, den Menschen, die nicht lesen konnten, eine Alternative bieten wollten. Und so entstand die Paternosterschnur. In Anlehnung an die 150 Psalmen sollten die Menschen 150 Paternoster beten.
Diese Paternosterschnur wurde dann irgendwann um das Glaubensbekenntnis, das Ave Maria und das Gloria erweitert und die Zahl wurde ein wenig eingekürzt. In dem uns heute bekannten Format des Rosenkranzes geht es vor allem darum, das Leben Jesu zu betrachten: von Anfang bis Ende - mit allem Lebensstationen, die dazugehören - von der Geburt über sein verborgenes Leben in Nazareth, sein öffentliches Wirken, sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung. Und das tun wir mit den Augen Mariens. So gesehen ist also der Rosenkranz durchaus biblisch und christlich. Und selbst das "Gegrüßest seist du Maria" ist biblisch, denn es besteht zum einen aus dem Gruß des Engels an Maria und aus dem, was Elisabeth zu Maria sagt.
Und das Ganze wird dann natürlich noch um eine Fürbitten- und Verehrungsform ergänzt. Aber der Grundbestand dessen, worum es im Rosenkranzgebet geht, ist der Bibel entnommen und hat natürlich auch eine lange christliche Tradition. Natürlich kann man dem Rosenkranzgebet jetzt noch die Mahnung Jesu entgegenhalten: "Ihr sollt nicht so plappern wie die Heiden." Wenn wir uns allerdings auf das Niveau nun herablassen und es um reines Bibelbashing geht, dann könnten die Rosenkranz-Befürworter die Bibelstelle herauszücken, wo die Witwe dem Richter so lange auf die Nerven geht, bis sie endlich zu ihrem Recht kommt. Beten hat immer zum Ziel, die Beziehung zu Gott zu vertiefen und mir eine Hilfe zu sein, mich mehr auf Gott einzulassen. Und wenn das Rosenkranzgebet bei all seiner Muse, all seiner Zeit und all seiner Ruhe, die es verlangt, dazu dient meine Beziehung zu Jesus und zu Gott zu intensivieren, dann erfüllt es seinen christlichen und einen überaus biblischen Zweck.
Im Video-Format von katholisch.de wird Klartext gesprochen, statt um den heißen Brei herumgeredet. Pastor Christian Olding aus dem Bistum Münster kommentiert alle zwei Wochen dienstags auf katholisch.de aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft. Olding macht dabei auch vor heiklen Themen nicht Halt. "Nur zu Weihnachten in den Gottesdienst?", "Christen und die Willkommenskultur?" oder "Die Rolle der Frau in der Kirche?": Mit "Klartext" gibt es neben dem "Standpunkt" ein weiteres starkes Meinungsformat auf katholisch.de.