Das Wort zum Sonntag vom 22.08.2020 - gesprochen von Gereon Alter
Von einer Verschwörung will ich Ihnen erzählen. Von einer Verschwörung innerhalb der katholischen Kirche. Vom sogenannten "Katakombenpakt". Den hat sich nicht der Meister des Kirchen-Thrillers Dan Brown ausgedacht, à la "Illuminati" oder "Da Vinci Code". Den hat es tatsächlich gegeben. Im Jahr 1965. Da haben sich 40 Bischöfe aus aller Welt in einer römischen Katakombe getroffen, also in einer antiken Grabanlage, um einen Pakt miteinander zu schließen. Ich erzähle Ihnen davon, weil ich der Überzeugung bin, dass wir etwas so Ähnliches auch heute brauchen. Einen Katakombenpakt 2.0, wenn Sie so wollen.
Und dann haben sie eine Selbstverpflichtung unterzeichnet. Keinen Appell an andere (an die Kirche, die Gesellschaft, die Andersdenkenden), sondern einen Anspruch an sich selbst: Ich, der ich dieses Dokument unterzeichne, ich selbst bin bereit, etwas zu tun. Das ist das Zweite, das mich an diesem Katakombenpakt so fasziniert: Da werden nicht bloß Forderungen gestellt, da bringen sich Menschen selbst ins Spiel und übernehmen Verantwortung.
Wie sähe ein solcher Katakombenpakt heute aus? Innerhalb der katholischen Kirche ist er bereits neu formuliert worden. Im vergangenen Jahr, auf der sogenannten "Amazonas-Synode". Aber dabei ging es vor allem um den Beitrag der Kirche. Wie sähe ein Katakombenpakt 2.0 für uns alle aus, ganz gleich welcher Glaubensgemeinschaft oder Weltanschauung wir angehören?
Einer von denen, die damals ihre Unterschrift unter den Katakombenpakt gesetzt haben, war ein deutscher Bischof. Er ist genau heute vor dreißig Jahren gestorben. Julius Angerhausen. Sein Grab ist nicht weit weg von meiner Wohnung. Es liegt gleich neben dem Essener Dom. Ich bin gestern noch dort gewesen, um mich von diesem Mann und seinem Tun inspirieren zu lassen. Um heute so zu Ihnen sprechen zu können. Und um mir selbst noch einmal bewusster zu werden, wofür ich mich denn in meinem Leben entschieden habe. Wozu ich gesagt habe "Ich bin bereit". So manches ist mir in den Sinn gekommen. Für eines bin ich besonders dankbar: dass ich seit vielen Jahren Freunde in Madagaskar habe, die zu den Ärmsten der Armen zählen und die mich immer wieder daran erinnern, wie gut es mir geht und wie wichtig es ist, sie nicht aus dem Blick zu verlieren und ihnen zu helfen.