Glaubenssachen - Bachs jüngster Erbe
Nach dem großen Johann Sebastian Bach ist er die Nummer 18: Der Schweizer Andreas Reize leitet als neuer Thomaskantor den berühmten Thomanerchor in Leipzig. Ein Epochenwechsel für den 46-jährigen und vor allem für die rund hundert jungen Sänger. Denn Reize hat hier keine Wurzeln - weder in Leipzig noch in dem über 800 Jahre alten Knabenchor. Aber er ist ein ausgewiesener Experte für Kirchenmusik.Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste und Motetten in der Leipziger Thomaskirche ist die Hauptaufgabe des Chores. Dafür bringt Reize beste Voraussetzungen mit. In der Schweiz war er selbst als Kind und Jugendlicher Mitglied eines Knabenchores. Und schon zu dieser Zeit reift sein größter Wunsch: Ich will Kantor werden! Er studiert Kirchenmusik und übernimmt bald die Leitung der Singknaben der St. Ursenkathedrale im schweizerischen Solothurn. Darüber hinaus profiliert er sich als Operndirigent, wobei er besonderen Wert auf Werktreue und historische Aufführungspraxis legt. Davon will er selbstverständlich als Thomaskantor nicht abrücken, das zeigen schon die aktuellen Begegnungen mit den Thomanern in Leipzig. Und noch etwas ist neu: Zum ersten Mal seit der Reformation steht ein Katholik am Pult in der evangelisch-lutherischen Thomaskirche. Die DW konnte Andreas Reize bei seinen ersten Proben und Aufführungen begleiten - und auch einen Einblick in das Leben der Thomaner in ihrem Internat gewinnen. Eine Reportage von Axel Rowohlt.