Zweite Familiensynode soll auf bisherigen Beratungen aufbauen

Die pastorale Wende fortsetzen

Veröffentlicht am 10.12.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Viele Bischöfe sitzen in einem riesigen Sitzungssaal.
Bild: © KNA
Ehe und Familie

Vatikanstadt ‐ Der Vatikan hat die Weichen für die Fortsetzung seines synodalen Prozesses über Familie und Ehe gestellt. Am Dienstag veröffentlichte er das Vorbereitungsdokument für die nächste Ordentliche Bischofssynode, die vom 4. bis 25. Oktober 2015 im Vatikan zum Thema "Berufung und Mission der Familie in der Kirche und der heutigen Welt" zusammentritt.

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Diese sogenannten Lineamenta bestehen aus dem 62 Punkte umfassenden Abschlusstext der ersten Familiensynode, die im Oktober im Vatikan getagt hatte, der jetzt um einen Katalog von 46 Fragen ergänzt wird. Der Vatikan setzt damit demonstrativ auf Kontinuität auf seinem von dieser Synode eingeschlagenen Weg der Ehe- und Familienseelsorge. Damit ist auch die Unsicherheit in manchen Ortskirchen beendet, wie und ob der bisherige Weg weiterverfolgt werde. Die Synode im Oktober verlief - auch dank neuer Regularien - so lebhaft und mitunter kontrovers wie keine ihrer Vorgängertreffen.

Das nächste Bischofstreffen solle auf diesen Beratungen aufbauen, man dürfe nicht wieder bei Null anfangen, heißt es ausdrücklich in den Leitlinien. Die Außerordentliche Synode vom Herbst 2014 müsse Ausgangpunkt für die künftigen Arbeiten sein. Die von ihr begonnene "pastorale Wende", die "im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und dem Lehramt von Papst Franziskus" wurzele, müsse fortgesetzt werden.

Ortskirchen bei der Datenerhebung frei

Vor dieser römischen Synode haben allerdings nochmals die Bischofskonferenzen in aller Welt das Wort. An sie ist der Fragebogen gerichtet, der zu neuerlichem Nachdenken und zur Vertiefung einlädt. Dabei stellt das Synodensekretariat den Ortskirchen frei, wie sie bei dieser Erhebung vorgehen und welche Bereiche oder Gruppen ihrer Diözesen sie befragen. Ein Hinweis, der Unsicherheiten wie vor der vergangenen Synode beseitigt, als einzelne Bischofskonferenzen den Fragebogen online stellten und damit auch die Kirchenbasis einbezogen - was mancherorts zunächst Irritationen auslöste.

In der Küche streiten sich im Hindergrund Mutter und Vater, während die Kinder im Vordergrund verzweifelt darüber dreinschauen.
Bild: ©WavebreakmediaMicro/Fotolia.com

Wenn es Streit zwischen den Eltern gibt, leiden darunter am meisten die Kinder.

Die Antworten auf die jetzige neue Umfrage müssen dem Vatikan bis 15. April vorliegen. Das Synodensekretariat erstellt dann daraus das endgültige "Arbeitspapier" für die dreiwöchigen Synodenberatungen, das noch vor der Sommerpause erscheinen soll.

Der Fragenkatalog legt den Diskussionsstand der abgelaufenen Bischofssynode zugrunde. Der offizielle Halbzeitbericht nach einwöchigen Beratungen mit einer überraschenden Öffnung in Sachen Familie, Ehe, Sexualität und Lebensgemeinschaften hatte damals heftigen Widerspruch von Teilnehmern ausgelöst, die auf ein Festhalten an der traditionellen kirchlichen Lehre drängten. Der Text wurde neu gefasst, die Aussagen zur Unauflöslichkeit und zur Sakramentalität der Ehe deutlicher formuliert. Aussagen etwa zu einem möglichen Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene oder zur Haltung gegenüber Homosexuellen erhielten in einer Schlussabstimmung nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit.

Pastoral für Wiederverheiratete und Eheannullierungen

Der neue Fragenkatalog drängt auf eine weitere Präzisierung und auf eine sprachlich verständlichere Vermittlung der katholischen Lehre zu Familie und Ehe. Er lenkt aber auch den Blick auf schwierige Lebenssituationen, auf Trennung, Scheidung, Ehen ohne Trauschein, auf die Lage von Alleinerziehenden. Zudem verweist er ausdrücklich auf die Praxis einiger orthodoxer Kirchen, die unter bestimmten Voraussetzungen auch die Segnung einer zweiten Ehe kennen. Diese Frage müsse weiter untersucht werden.

Beim Thema Homosexualität werden anders als in früheren Texten nicht mehr ausdrücklich gleichgeschlechtliche Partnerschaften thematisiert. Vielmehr geht es um die Seelsorge für Familien, zu denen Personen mit homosexuellen Neigungen gehören. Weiter müssten Verfahren von Eheannullierungen besser bekanntgemacht und vereinfacht werden.

Nachdem die Bischofssynode 2014 nur vorbereitenden Charakter hatte, soll der Kirchengipfel im kommenden Herbst mehr Klarheit für die Familienseelsorge schaffen. Die Leitlinien sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Von Johannes Schidelko (KNA)