"Ein gewagtes Vorhaben"
"Die Erwartungen an die Bischofssynode sind ebenso groß wie vielfältig. Wir hoffen, dass die Bischöfe ihnen gerecht werden können", sagte der BDKJ-Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner am Donnerstag in Düsseldorf. Es sei ein "gewagtes Vorhaben", auf die vielfältigen Herausforderungen eines christlichen Beziehungs- und Familienlebens in drei Wochen eine weltweit vermittelbare Antwort zu erarbeiten. "Gerade weil die Lebensrealitäten weltweit so unterschiedlich sind, fänden wir es sehr unbefriedigend, wenn am Schluss nur eine Empfehlung zu einem etwas großzügigeren Umgang mit geschiedenen und wiederverheirateten Menschen stünde", so Ehrenlechner weiter. Die Herausforderungen seien vielfältiger und gerade die Lebensrealitäten junger Menschen seien im Vorbereitungsdokument der Synode kaum zur Sprache gekommen.
Ehrenlechner forderte eine Akzeptanz der weltweiten Unterschiede, so dass die Ortskirchen auf der Grundlage des christlichen Glaubens je eigene Diskussionen darüber führen könnten, wie die Gläubigen ihr Beziehungsleben aus christlicher Verantwortung heraus gestalten könnten. "Einheit ist mehr als Einheitlichkeit", so der BDKJ-Bundesvorsitzende. Zugleich äußerte er den Wunsch, dass die Kirche auch für junge Menschen "wieder eine glaubwürdige und wichtige Instanz der Wertevermittlung sein kann. Darum erhoffen wir uns von der Synode, dass sie kulturelle Unterschiede zwischen den Ortskirchen akzeptiert und in ihrem jeweiligen Kontext mehr auf das Gewissen der Gläubigen statt auf die Vermittlung einzelner Verbotsnormen setzt."
Ehrenlechner: Brauchen mehr Mut zur Vielfalt
Beispielhaft nannte Ehrenlechner den kirchlichen Umgang mit Homosexualität. Die Ablehnung homosexueller Partnerschaften werde in westlichen Gesellschaften von einer breiten Mehrheit der jungen Gläubigen nicht mehr akzeptiert. "Wir setzen uns für die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen ein. Diese Haltung, auch wenn wir sie richtig finden, können und wollen wir anderen Ortskirchen aber nicht aufdrängen. Was wir brauchen, ist mehr Mut zur Vielfalt, auch zwischen verschiedenen Ortskirchen."
Ähnlich äußerte sich auch das ZdK, dessen familienpolitische Sprecherin Birgit Mock sich in Bonn dafür aussprach, das weltkirchliche Prinzip der Einheit in Vielfalt mit neuem Leben zu füllen. Sie erhoffe sich von der Synode eine zentrale Richtungsentscheidung für den weiteren Weg der Kirche.
"Ein Prüfstein für die vom Papst ausgerufene 'pastorale Wende'"
Mock betonte insbesondere die Bedeutung der Synode für den künftigen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in der Kirche. "Es wird ein Prüfstein für die von Papst Franziskus ausgerufene 'pastorale Wende' sein, ob die jeweilige Bischofskonferenz den Spielraum erhält, für ihren Zuständigkeitsbereich angemessene Standards zu entwickeln und zu definieren, wie das Seelsorgepersonal evangeliumsgemäß mit den Menschen umgeht, die in ihrer Ehe gescheitert sind", so Mock.
Zugleich betonte die ZdK-Vertreterin, dass an erster Stelle für das höchste Gremium der katholischen Laien in Deutschland das Bekenntnis zum Lebensmodell der auf eine Ehe gegründeten Familie stehe. "Wir möchten Paare zum lebenslangen Ja zueinander und zur Gründung einer Familie ermutigen", sagte Mock. "Auf dieser Grundlage stehend, stellen wir aber auch eine Spannung und vielfach eine große Kluft zwischen der Lehre der Kirche zu Ehe und Familie und der von pluralen Familienformen geprägten heutigen Lebenswelt der Gläubigen fest." (stz)