Kirchenhistoriker kritisiert Benedikt XVI.
Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat seine Kritik daran erneuert, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. weiterhin Papstgewänder trägt. "Nach katholischem Amtsverständnis gibt es nur einen Papst", sagte Wolf der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Nur dieser eine habe das Recht, "mit 'Heiliger Vater' angeredet zu werden und die weißen Gewänder zu tragen". Es gebe zwei historische Beispiele, so Wolf weiter: "Da haben die Zurückgetretenen den Kardinalspurpur wieder angenommen und ihren Papstnamen abgegeben."
Was Benedikt XVI. dazu bewege, sich anders zu verhalten, wisse er nicht, sagte der Wissenschaftler. Klug beraten sei Benedikt aber nicht. "Auf der Ebene der symbolischen Kommunikation ist es eine Katastrophe. Die Menschen sagen: Da sind zwei weiße Männer auf dem Petersplatz. Das ist viel schlimmer als alles Theologische."
Wolf forderte außerdem, sich Gedanken über eine Regelung zur Amtsenthebung bei Päpsten zu machen: "Angesichts der modernen Medizin kann es einen Punkt geben, wo ein Papst seinen Rücktritt nicht mal mehr erklären kann. Die Voraussetzung, einen gültigen Rechtsakt in der Kirche zu setzen, ist die Fähigkeit zum Vernunftgebrauch in Freiheit." Deshalb brauche es "natürlich" eine Regelung zur Amtsenthebung. Wolf wurde 2003 mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Sein neues Buch "Konklave. Die Geheimnisse der Papstwahl" erscheint am Freitag bei C.H. Beck. (KNA)