Deutsche Synodenteilnehmer äußern sich nach erstem Beratungstag

Marx: Spaltung ist nur inszeniert

Veröffentlicht am 06.10.2015 um 09:52 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation, und Papst Franziskus bei den Beratungen der Bischofssynode zu Ehe- und Familienthemen im Oktober 2014 im Vatikan.
Bild: © KNA
Familiensynode

Vatikanstadt/Hamburg/Bonn ‐ Am Ende des ersten Synodentags hat Kardinal Reinhard Marx die angebliche Spaltung der Synode in unterschiedlige Lager als mediale Inszenierung bezeichnet. Gleichwohl gebe es kontroverse Meinungen. Die Debatte sei bislang jedoch noch abwartend verlaufen.

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Es gebe keine "Lager", sondern lediglich kontroverse Meinungen, so der Münchner Erzbischof. Unter den Teilnehmern der Synode herrsche eine Atmosphäre der Offenheit. Über den ersten Tag der Beratungen äußerte sich der Kardinal verhalten positiv. Zunächst sei es um ein "Abtasten" und eine Einschätzung der Kräfteverhältnisse gegangen, es habe jedoch bereits eine breite Diskussion gegeben. Mit Blick auf den Abschluss der Synode forderte Marx, die Ergebnisse  müssten mindestens auf dem Niveau liegen, das Papst Franziskus mit seinen Äußerungen vorgegeben habe.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sprach von einem sehr spannenden ersten Tag. "Spannungsverhältnisse zwischen verschiedenen Sichtweisen sind unübersehbar", befand er. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zeigte sich begeistert vom Auftreten von Papst Franziskus, der immer wieder das "Miteinander" betont habe. Nach dem ersten Synodentag äußerte sich auch das deutsche Ehepaar Buch, das die Bischöfe bei ihren Debatten beraten soll. "Ich bin beeindruckt vom Aufruf des Papstes, in aller Freiheit und ohne Angst zu reden", sagte Petra Buch. "Hier brennen Themen unter den Nägeln, wie Familie überhaupt noch funktionieren kann unter heutigen Verhältnissen", befand Aloys Buch.

Themenseite: Familiensynode

Vom 4. bis 25. Oktober 2015 tritt die XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode unter dem Thema "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" zusammen. Die Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zur Synode.

Marx hofft auf einmütiges Ergebnis

Zur mit Spannung erwarteten Debatte um den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sprach sich Marx gegen generelle Lösungen aus. Dafür seien die Situationen von Menschen, die nach einer Scheidung standesamtlich erneut geheiratet hätten, zu unterschiedlich, sagte er am Montagabend in den ARD-"Tagesthemen". "Es gibt schuldhaft Verlassene, es gibt Zerwürfnisse". Marx plädierte für einen Blick auf den Einzelfall, "vor allem wenn in der zweiten Verbindung eine Rückkehr in die alte Lebenswelt gar nicht mehr möglich ist ohne neue Schuld".

Marx unterstrich, die Synode behandle nicht allein den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Vielmehr solle deutlich werden, dass Ehe und Familie zu den Grundlagen des Zusammenlebens gehörten. Die Kirche stehe jedoch auch zu Menschen, deren Leben nicht so verlaufe wie ursprünglich geplant. Wenn jemand sein bei der Heirat gegebenes Ja-Wort nicht mehr halte, müsse das aufgearbeitet werden, so der Kardinal. Dabei müsse "auch ein pastoraler Weg gegangen werden".

Am Ende des dreiwöchigen Weltbischofstreffens zu Ehe und Familie werde ein "hoffentlich einmütiges Ergebnis" stehen, betonte der Münchner Erzbischof. Letztlich entscheide nicht die Synode, sondern der Papst. Marx fügte hinzu: "Und wenn der Papst entschieden hat, dann halten wir uns daran. So ist das in der katholischen Kirche."

Männerorden wollten Sitze an Frauen abtreten

Nach den Worten des deutschen Benediktinerabts Jeremias Schröder hatten die katholischen Männerordnen vor der Bischofssynode erwogen, die Hälfte ihrer zehn Sitze an Mitglieder der bisher nicht stimmberechtigten Frauenorden abzutreten. Letztlich sei ihr Dachverband, die Union der Generaloberen, aber zu dem Schluss gelangt, "dass die Frauen nicht unsere Sitze wollen, sondern ihre eigenen", sagte Schröder beim Pressegespräch am Montagabend. Der Abtpräses der Benediktinerkongregation von Sankt Ottilien regte eine stärkere Öffnung der Synode für weibliche Stimmberechtigte an. Bei der laufenden Synode verfügen insgesamt rund 270 Bischöfe und männliche Ordensleute über das Stimmrecht.

An der Synode, die am Montag ihre Beratungen aufnahm, sind lediglich drei Angehörige von Frauenorden als nicht stimmberechtigte sogenannte "Auditorinnen" beteiligt. Damit haben sie eingeschränktes Rederecht vor dem Plenum, können aber nicht über die Beschlusstexte der Synode mit abstimmen. Mehr als zwei Drittel der weltweit rund 900.000 katholischen Ordensleute sind Frauen. Als "kleinen Fortschritt" wertete es Schröder, dass unter den zehn stimmberechtigten Ordensvertretern ein Nichtpriester ist, der als nicht geweihter Bruder mit Leitungsposten gewählt wurde. (kim/KNA/dpa)

06.10., 12 Uhr: Ergänz um die Aussage von Abtpräses Jeremias Schröder OSB.