Um Antwort wird gebeten
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hofft auf eine breite Beteiligung von Gläubigen in den Pfarrgemeinden, Verbänden, Gemeinschaften und Räten. Als Vertretung der katholischen Laien werde man zu dem vom Vatikan vorgelegten Fragenkatalog Stellung nehmen, kündigte ZdK-Präsident Alois Glück an. Bis zum Mittwochnachmittag hatten jedoch nur die (Erz-)Diözesen Speyer, Dresden, Freiburg, Essen und Köln auf ihren Bistumsseiten die Möglichkeit geschaffen, sich an der Umfrage zu beteiligen.
"Auf der Grundlage der Texte der Bischofssynode im Jahr 2014 wird nun weitergearbeitet", sagte der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann als sein Bistum einen Link zur Vatikan-Umfrage bereitstellte und die Gläubigen um Antwort per Mail oder Post bis Ende Februar bat. Die Erzdiözese Freiburg schickte den Fragebogen zudem in Papierform an alle Dekane und Pfarrer, an den Diözesanrat, die muttersprachlichen Gemeinden, das Bildungswerk und die Katholische Akademie. Erzbischof Stephan Burger kündigte an, den Dialog über die Zukunft der Kirche weiterzuführen und will sich im Februar mit Verantwortlichen des diözesanen Dialog-Prozesses beraten.
Antworten auch online
Vor gut einer Woche hat der Familienbund des Erzbistums Köln einen eigens aufbereiteten Online-Fragebogen veröffentlicht. Dort können alle 46 konkreten Fragen des Vatikans, die sich direkt auf die Ergebnisse der Familiensynode 2014 beziehen, sowie zwei übergeordnete Fragen beantwortet werden. Die Antworten sollen in eine Auswertung des Familienbundes einfließen, die dann dem Erzbistum Köln zugeleitet wird. Köln wird, wie andere Bistümer auch, die Einsendungen auswerten und an die Bischofskonferenz schicken. Diese hat angekündigt, ein deutschlandweites Auswertungsdokument bis zum 15. April 2015 an das Synodensekretariat nach Rom zu schicken.
Nach Auskunft des im Erzbistums Köln für Familienpastoral zuständigen Holger Dörnemann ist mit dem neuen Fragenkatalog "nicht nur eine gemeinsame Grundlage für die Vorbereitung weltweit gegeben". Aus seiner Sicht sei die zielführende Fragerichtung wieder aufgenommen worden, die bereits die erste Familiensynode im Herbst 2014 geprägt habe, schreibt er in seinem Blog zu den beiden Bischofsynoden. Er räumt ein, dass die 46 Frageabsätze in der deutschen Übersetzung etwas sperrig klängen und sich teilweise mehr an Multiplikatoren richten als an einfache Gläubige.
Kurzversion der Umfrage im Bistum Dresden
Die Fragen beschrieben einen Mittelweg zwischen einer allgemeinen Beschäftigung mit dem gesamten Themenkomplex und einer alleinigen Fokussierung auf Themen wie wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle, so Dörnemann. Sie muteten jedem Leser eine sehr umfängliche Textarbeit des weitere zwanzig Seiten umfassenden Abschlussdokumentes der Synode 2014 zu. Die gesamte Bearbeitung des Bogens dauere eine Stunde, schreibt der Familienbund. Es reiche aber vollkommen aus, nur die Fragen zu beantworten, die für einen selbst eine Bedeutung haben und beantwortbar sind.
Der Generalsekretär des ZdK, Stefan Vesper, verteidigte im Gespräch mit katholisch.de die komplexen Fragestellungen des Katalogs. Es gebe in den Verbänden wie Kolping eine intensive Familienarbeit und daher "auch Antworten auf viele Fragen wie beispielsweise die Glaubensweitergabe in den Familien". Man dürfe außerdem nicht vergessen, dass es ein weltweiter Fragebogen sei, so Vesper. Daher müsse er auf ganz unterschiedliche Formen von Kirche, von Familien, von gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen eingehen.
Da man in Deutschland beispielsweise ein gutes System der der Familienberatung habe, genüge an diesen Stellen des Fragebogens ein einfacher Verweis darauf, so Vesper. "In anderen Ländern ist die Situation dagegen anders." Der ZdK-Generalsekretär hält es deshalb für legitim, sich bei der Beantwortung auf zentrale Fragen des Katalogs zu fokussieren. Das seien in Deutschland beispielsweise Familien in Not oder wiederverheiratete Geschiedene.
Das Bistum Dresden-Meißen dagegen hat den komplexen Fragenkatalog für seine Gläubigen aufbereitet, um ihn "überschaubarer und zugleich für die Bearbeitung verständlicher zu gestalten", heißt es auf der Internetseite des Bistums. Zusätzlich wolle man die Chance ergreifen, "manche sprachlichen Formulierungen des Fragebogens in ihrer Bedeutung für die Menschen von heute aussagekräftiger zu erschließen". Hinter den neu formulierten Fragen verweisen Zahlen in Klammern auf die jeweiligen Fragestellungen im Original-Bogen.
Das Bistum erwartet sich durch die Aufarbeitung auch eine breite Beteiligung der Gläubigen. So will man bei den Gremien in den Pfarreien oder in den katholischen Kitas und Familienkreisen nach der Meinung der Gläubigen fragen. Auch alle anderen Katholiken seien eingeladen, sich einzubringen. "Je mehr Rückmeldungen wir erhalten, desto differenzierter kann eine Auswertung erfolgen", heißt es auf der Homepage.
BDKJ plant keine erneute Umfrage
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) plant dagegen keine erneute Umfrage zur Synode im Herbst. "Denn die dort gestellten Fragen gehen an den Anliegen junger Menschen vorbei", begründet der Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner die Entscheidung gegenüber katholisch.de. Die Ergebnisse der letzten Umfrage hätten gezeigt, dass es den jungen Menschen darum gehe, grundsätzliche Inhalte der Lehre zu hinterfragen. "Zum Beispiel beim Thema Sexualität und Partnerschaft", sagt der BDKJ-Vorsitzende. Der neue Katalog ziele hingegen eher auf die Frage ab, wie man die bestehende Lehre in der Familie vermitteln könne.
Dennoch will sich der BDKJ intern noch mit dem Fragebogen auseinandersetzen. Gerade mit Blick auf die Synode "müssen wir die Perspektive der jungen Menschen noch einmal einbringen", sagt Ehrenlechner. Die Jugendlichen wünschten sich zu bestimmten Themen eine deutlichere Positionierung der Kirche; zum Beispiel bei der Bewertung von Partnerschaften vor der Ehe oder von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Ansätze seien im aktuellen Fragebogen dort zu sehen, wo es um die Seelsorge für jene gehe, die in einer Zivilehe oder ohne Trauschein zusammenleben, so der BDKJ-Vorsitzende. Dennoch müsse man bei der Familiensynode im Herbst fragen: "Ist das die Lebensrealität junger Menschen?"
Von Agathe Lukassek und Björn Odendahl
(28.01.2015, 17:10 Uhr: ergänzt um das Statement von Stefan Vesper, Generalsekretär des ZdK)