"Wirklicher Schritt nach vorne"
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Er sei "sehr glücklich darüber, dass wir hier einen Schritt vorangekommen sind". Die Synode habe insgesamt den "Weg des Papstes" gestützt, auch wenn das Abschlussdokument an manchen Stellen ein "Kompromisstext" sei, so der Münchener Kardinal. Ihr Ergebnis ermögliche dem Papst nun, "einen Weg weiter zu gehen".
Woelki: Freie und offene Diskussionen
Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wertete es als Erfolg, dass "freimütig und offen diskutiert wurde - und Papst Franziskus diesen offenen Dialog gefordert und gefördert hat". Die Synode habe die Stimmen aus allen Teilen der Welt zusammengebracht, so der Kölner Erzbischof.
Trotz möglicher Enttäuschungen einiger, die sich vielleicht deutlichere Signale gewünscht hätten, sei die katholische Kirche mit der Synode auf einem "guten Weg". Die Synode habe nicht nur den Papst gut beraten, sondern sei für alle ein guter Wegweiser. "Nicht mehr - aber auch nicht weniger", sagte Woelki.
Vorwürfe, die Bischöfe und Kardinäle als "alte, männliche Singles" hätten zu wenig Ahnung von der Thematik gehabt, wies der Erzbischof zurück. "Ob in Tokio, Manila oder München - die katholische Kirche kennt die oft ganz unterschiedlichen Beziehungsverhältnisse von Ehepaaren und in den Familien nur zu gut."
Das Gremium verabschiedete am Samstagabend nach dreiwöchigen Beratungen ein 94 Abschnitte umfassendes Schlussdokument. Alle einzeln zur Abstimmung gestellten Abschnitte erhielten die nötige Zweidrittelmehrheit. Zum kontroversen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen äußert sich das Papier nur allgemein. Insgesamt ermuntert es dazu, Menschen, deren Lebenssituation nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmt, nicht zu verurteilen, sondern zu begleiten und ihre konkrete Situation stärker zu berücksichtigen.
Mit Blick auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen nannte Kardinal Marx das Abschlussdokument der Synode einen "wirklichen Schritt nach vorne". Zugleich räumte er ein, es kläre nicht alle Fragen zum Thema. Weiter sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, er kenne kaum einen anderen Text der vergangenen Jahrzehnte, der sich so intensiv wie das Abschlussdokument der Synode darum bemühe hinzuschauen, wahrzunehmen und zu verstehen.
Bode: Gemessen an Ewartungen womöglich enttäuschend
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte, gemessen an den sehr hohen Erwartungen in Deutschland sei das Ergebnis der Bischofssynode womöglich enttäuschend. "Dass das Schuldbekenntnis nicht aufgenommen wurde, was wir vorgeschlagen hatten, finde ich ausgesprochen schade", sagte er am Sonntag im Kölner domradio.
Die deutsche Sprachgruppe hatte die Bischöfe zu einem Schuldbekenntnis wegen Unbarmherzigkeiten bei der Auslegung der katholischen Morallehre aufgerufen. Darin heißt es, die Seelsorge habe durch "harte und unbarmherzige Haltungen" oft Leid über Menschen gebracht. Dazu zählten "insbesondere ledige Mütter und unehelich geborene Kinder, Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, homosexuell orientierte Menschen und Geschiedene und Wiederverheiratete." Diese Entschuldigungsbitte war aber nicht in den Schlusstext aufgenommen worden.
Dennoch wertete auch Bode das Abschlussdokument als einen "großen Schritt" für eine Kirche, die nicht nur lehren, sondern auch lernen wolle und weltweit 1,2 Milliarden Mitglieder zähle. Es sei zwar "nicht alles in Einzelheiten geregelt, aber die ganze Atmosphäre dieses Papiers, die ganze Weise, wie es die Türen für die Situation der Menschen öffnet, wo nicht immer nur von Sünde gesprochen wird, hat den Raum vielleicht besser bereitet, als wenn wir uns zu sehr auf Einzelfragen konzentrieren", so Bode.
Dass die Synode die Kirche weit über die Thematik Ehe und Familie hinaus die katholische Kirche verändern werde, glaubt Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe man nicht mehr erlebt, dass "die Bischöfe der Weltkirche gemeinsam mit Ordensleuten und Laien so intensiv, offen und kontrovers um den Weg der Kirche gerungen haben", sagte Glück am Sonntag in Bonn.
Glück fordert eigenständige Wege der Ortskirchen
Das Abschlussdokument der Synode sieht der ZdK-Präsident als Chance. Gerade in seiner Offenheit gebe es Franziskus die Möglichkeit, sein Reformprojekt voranzubringen, wie er es in seiner Abschlussrede formuliert habe: Jedes allgemeine Prinzip müsse in die jeweilige Kultur übertragen werden, wenn es eingehalten und angewendet werden solle.
Das sei, so Glück, ein klarer Auftrag an die Ortskirchen, "eigenständig und mutig und im Einklang mit den Gläubigen nach Wegen zu suchen, wie Sexualität, Partnerschaft, Ehe und Familie in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche und im jeweiligen kulturellen Umfeld gelebt werden können". Ausdrücklich betonte Glück, dass das Abschlussdokument aus seiner Sicht einen Weg aufzeige, der wiederverheirateten Geschiedenen die volle Teilhabe an den Sakramenten der Kirche ermöglichen könne. (gho/KNA)
25.10.2015, 13.10 Uhr: ergänzt um weitere Aussagen von Bischof Bode
25.10.2015, 13.45 Uhr: ergänzt um weitere Aussagen von Alois Glück