Religion in der Fantasy-Serie "Game of Thrones"

Auch in Westeros wird gebetet und getauft

Veröffentlicht am 14.04.2019 um 13:00 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Eine weltweite Fangemeinde wartet auf die finale Staffel der TV-Serie "Game of Thrones". Ab Sonntagabend geht es wieder um Drachen, Krieg und Eismonster. Doch in der Fantasy-Welt lassen sich erstaunliche Parallelen zum Christentum entdecken.

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Prächtige Sakralbauten, Priester, Ordensleute und ein Oberhaupt, das auch weltliche Macht besitzt. Klingt nach katholischer Kirche. Ist es aber nicht. Die Rede ist vom "Glauben an die Sieben" - einer fiktiven Religion in der TV-Kultserie "Game of Thrones". Die beruht wiederum auf der Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" von US-Autor George R.R. Martin. Das Serienfieber erreicht weltweit neue Höchstwerte, denn ab Sonntag läuft die finale Staffel.

Neben spektakulären Kämpfen, Eismonstern und Drachen, Helden und Bösewichten (die oft schwer zu unterscheiden sind) spielen auch religiöse Aspekte eine nicht zu unterschätzende Rolle. "Mein Ziel war es, die Geschichte möglichst realistisch zu halten. Wenn man sich mein Vorbild - das tatsächliche Mittelalter - ansieht, stellt man fest, dass Religion dort sehr wichtig war", sagt Autor Martin. Kein Wunder also, dass das Thema immer wieder auftaucht bei den Bewohnern der fiktiven Kontinente Westeros und Essos - sei es, weil sie selbst gläubig sind oder weil Religion mitunter auch eine politische Rolle spielt in unzähligen Verwicklungen und Intrigen.

Parallelen zur katholischen Riten

So wird die Handlung nicht selten von religiösen Praktiken, Normen und Personen beeinflusst. Und vieles erinnert an Elemente aus dem Christentum. Martin selbst wurde katholisch erzogen - bezeichnet sich aber heute als Agnostiker. So bleibt oft offen, ob es tatsächlich um göttliches Wirken geht, insbesondere beim "Glauben an die Sieben", einer Art Staatsreligion in Westeros, in der es auch diverse "Orden" gibt wie etwa die "Schweigenden Schwestern" oder die "Bettelbrüder". Ranghohe Priesterinnen und Priester wählen im Rat der "Ergebensten" das Oberhaupt aller Gläubigen. Ob sie das Ergebnis auch über weißen Rauch verkünden, darüber schweigen die Bücher. Und auch religiöse Hardliner gibt es: die "Spatzen".

Ähnlich wie beim Christentum handelt es sich augenscheinlich um eine Buchreligion. Doch im Gegensatz zur christlichen Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist glaubt man hier an eine Art "Siebenfaltigkeit" mit Vater, Krieger, Schmied, Mutter, Jungfrau, Altem Weib und dem Fremden. Selbst Himmel und Hölle gibt es in siebenfacher Ausführung.

Der Hohe Spatz
Bild: ©Home Box Office, Inc.

Der "Hohe Spatz" ist der Anführer der "Spatzen" einer radikalen Bewegung des Glaubens an die Sieben Götter. Er will den Glauben zu seinen Wurzeln zurückführen – und schreckt dabei auch nicht vor Gewalt zurück.

Auch die Hierarchien sind ähnlich und erinnern an den Einfluss des Christentums im Mittelalter auf Herrscher und Beherrschte. Vom König bis zum Bauern sind alle moralischen Geboten unterworfen - und Sünder werden nicht gerade zimperlich behandelt. Das zeigt sich etwa an Königin Cersei, die für ihre Verbrechen nackt einen Bußgang machen muss. Zudem erinnern Riten an das Christentum - wie das Salben von Neugeborenen mit heiligen Ölen oder Trauungen, bei denen ewige Treue geschworen wird. Als Zeichen werden nicht Ringe, aber Mäntel getauscht.

Deutlich weniger Regeln gibt es im Norden des Kontinents: Hier herrschen noch alte Götter des Waldes, die keine Namen haben, aber in jedem Baum, Strauch und Stein leben. Diese Religion kennt keine Hierarchien, keine Sakralbauten, keine Riten. Einst glaubte ganz Westeros an diese Götter, doch die Sieben haben sie mittlerweile weitgehend abgelöst.

Da erinnert die Religion des "ertrunkenen Gottes" eher an Elemente aus dem Christentum. Dieser wird von Menschen auf einer Inselgruppe im Westen angebetet und lebt unter Wasser, wohin auch gefallene Soldaten kommen, um mit ihm zu feiern - für die Gläubigen eine Art Paradiesvorstellung. Als Initiationsritus dient eine sehr spezielle "Taufe" - deutlich gefährlicher als das christliche Pendant: Der erwachsene Täufling wird ertränkt und danach wiederbelebt. "Was tot ist, kann niemals sterben", glauben die Inselbewohner.

Westeros ist nicht streng monotheistisch

Eine weitere "monotheistische" Religion ist der Glaube an den Herrn des Lichts, R'hllor, der im ewigen Kampf mit den Mächten der Finsternis steht. Alle anderen Götter gelten ihm als dämonisch und müssen daher vernichtet werden.

In Westeros ist man allerdings nicht so streng auf einen Gott fixiert: Viele Einwohner scheinen sich nicht sicher zu sein, welche Götter die richtigen sind und wählen die simpelste Lösung: Geschworen wird "bei den alten Göttern und den neuen".

Von Nadine Vogelsberg (KNA)