Das sind die schönsten Friedhöfe Berlins
London hat den Highgate Cemetery, Paris den Cimetière du Père-Lachaise, Wien den Zentralfriedhof – weltberühmte Friedhöfe mit beeindrucken Grabstätten und vielen Gräbern prominenter Persönlichkeiten. Berlin ist auch in dieser Hinsicht anders: Die deutsche Hauptstadt hat keinen zentralen Großfriedhof von Weltrang. Stattdessen gibt es in der Stadt viele kleinere Begräbnisorte, die jedoch aus historischer und kultureller Perspektive mindestens ebenso interessant sind und jederzeit einen Besuch lohnen. Katholisch.de stellt zehn besondere Berliner Friedhöfe und ihre bekanntesten Grabstätten vor.
Alter St.-Matthäus-Kirchhof
Der Alte St.-Matthäus-Kirchhof im Stadtteil Schöneberg wurde im Jahr 1856 eingeweiht und zählt zu den historisch bedeutsamsten Friedhofsanlagen Berlins. Mit seinen zum Teil sehr aufwendig gestalteten Wandgräbern und Mausoleen repräsentiert der Kirchhof die glanzvolle Geschichte des Berlins der Gründerzeit. Bedeutende Künstler, Wissenschaftler und Unternehmer des 19. und frühen 20. Jahrhunderts haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Unter anderem finden sich auf dem auch landschaftlich reizvollen Friedhof die Gräber des Komponisten Max Bruch, des Mediziners Rudolf Virchow und der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Darüber hinaus erinnert ein Gedenkstein an die Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944, die nach ihrer Ermordung durch das NS-Regime zunächst hier bestattet wurden, ehe die Leichen von der SS exhumiert und im Krematorium verbrannt wurden.
Adresse: Großgörschenstraße 12-14, 10829 Berlin; Haltestelle: Yorckstraße
Dorotheenstädtischer Friedhof
Der Dorotheenstädtische Friedhof an der Chausseestraße in Berlin-Mitte ist wahrscheinlich der Friedhof mit höchsten "Promi-Dichte" in der Hauptstadt. Ob Bertolt Brecht und seine Frau Helene Weigel, Heinrich Mann, Johannes Rau, Christa Wolff sowie die bekannten Berliner Baumeister und Bildhauer Christian Daniel Rauch, Johann Gottfried Schadow und Karl Friedrich Schinkel – sie alle haben auf dem kleinen Friedhof hinter der Katholischen Akademie ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden – wie er offiziell heißt – wurde im Jahr 1762 angelegt und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach vergrößert. Bei einem Rundgang über den von hohen Bäumen gesäumten Friedhof lassen sich viele aufwendig gestaltete Grabstätten aus unterschiedlichen Epochen entdecken.
Adresse: Chausseestraße 126, 10115 Berlin; Haltestellen: Naturkundemuseum und Oranienburger Tor
Friedhöfe vor dem Halleschen Tor
Bei den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor handelt es sich um fünf Friedhöfe, die seit Anfang des 18. Jahrhunderts vor den Toren der Stadt angelegt wurden, da Bestattungen innerhalb der Stadtmauern zu dieser Zeit nicht mehr erlaubt waren. Die Friedhöfe liegen auf einem zusammenhängenden Gelände südlich der Amerika-Gedenkbibliothek, nicht weit entfernt vom Ende der Friedrichstraße. Zu den bekanntesten Personen, die auf den Friedhöfen bestattet wurden, zählen der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy, der Schloss-Sanssouci-Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff sowie die Schriftsteller E. T. A. Hoffmann und Rahel Varnhagen von Ense.
Adresse: Mehringdamm 21, 10961 Berlin; Haltestelle: Mehringdamm
Invalidenfriedhof
Der Invalidenfriedhof ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Ort: Er ist einer der ältesten Friedhöfe Berlins, eine wichtige Gedenkstätte der preußischen Militärgeschichte sowie ein Erinnerungsort der deutschen Teilung. Der Friedhof wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im Auftrag von Friedrich dem Großen für die Kriegsinvaliden der preußischen Armee angelegt. Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon fanden auch hohe Militärs und – ab Ende des 19. Jahrhunderts – Zivilisten auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe. Unter den Bestatteten waren unter anderem der preußische Kriegsminister und Reformer Gerhard von Scharnhorst, die beiden Generalstabschefs Alfred von Schlieffen und Helmuth von Moltke sowie die Fliegerin Marga von Etzdorf. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden auch NS-Größen auf dem Invalidenfriedhof begraben, darunter SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich und Rüstungsminister Fritz Todt. Durch den Bau der Berliner Mauer lag der Friedhof seit 1961 im "Todesstreifen" zwischen Ost- und Westberlin und war dadurch in seinem Bestand akut gefährdet; mehr als 90 Prozent der Gräber wurden durch den Mauerbau und anschließende Verwüstungen zerstört. Nach der Wiedervereinigung wurden jedoch einige charakteristische Friedhofsalleen wieder angepflanzt und mehrere bedeutende Gräber vollständig restauriert.
Adresse:
Jüdischer Friedhof Schönhauser Allee
Nur einen Steinwurf entfernt vom beliebten Kollwitzplatz im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg liegt der Jüdische Friedhof Schönhauser Allee. Die Grabstätte entstand im frühen 19. Jahrhundert als Ersatz für einen Friedhof im Stadtzentrum und wurde hauptsächlich zwischen 1827 und 1880 genutzt; einzelne Beisetzungen fanden jedoch noch bis 1940 statt. Die ursprünglich nahe dem Eingang errichteten Friedhofsbauten, die Feierhalle und die Leichenhalle, wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. An ihrer Stelle mahnt heute eine Gedenkstätte an die Opfer des NS-Regimes. Insgesamt wurden auf dem Friedhof etwa 22.800 Bestattungen vorgenommen. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof begraben sind, zählen der Maler Max Liebermann, der Komponist Giacomo Meyerbeer sowie der Kaufmann, Mäzen und Verlagsgründer Leopold Ullstein.
Adresse: ; Haltestelle: Senefelder Platz
Jüdischer Friedhof Weißensee
Der Friedhof im Stadtteil Weißensee ist mit einer Fläche von rund 42 Hektar und fast 116.000 Grabstellen der größte erhaltene jüdische Friedhof Europas. Der Begräbnisort wurde 1880 als Ersatz für den Friedhof an der Schönhauser Allee angelegt. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten sind hier beigesetzt, unter anderem die Verleger Samuel Fischer und Rudolf Mosse, der Schriftsteller Stefan Heym und der Publizist Theodor Wolff. Auf dem Friedhof wird zudem an den Holocaust erinnert. So befindet sich im Eingangsbereich ein Gedenkstein mit der Inschrift "Gedenke Ewiger was uns geschehen. Gewidmet dem Gedächtnis unserer ermordeten Brüder und Schwestern 1933-1945 und den Lebenden die das Vermächtnis der Toten erfüllen sollen". Außerdem wird an rund 90 während der NS-Zeit geschändete Thorarollen erinnert, die auf dem Friedhof vergraben wurden.
Adresse: Herbert-Baum-Straße 45, 13088 Berlin; Haltestelle: Antonplatz
Waldfriedhof Dahlem
Da der ursprüngliche Friedhof im Zentrum des Stadtteils Dahlem zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr erweitert werden konnte, legte man von 1931 bis 1933 am Rand des Grunewalds den Waldfriedhof Dahlem als neue Begräbnisstätte für die Menschen im Südwesten Berlins an. Aufgrund seines dichten Nadelbaumbestandes zählt er zu den landschaftlich schönsten Friedhöfen der Hauptstadt. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof begraben sind, zählen der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der Entertainer Harald Juhnke, der Maler Karl Schmidt-Rottluff und die Luftfahrtpionierin Elly Beinhorn.
Adresse: Hüttenweg 47, 14195 Berlin; Haltestelle: Oskar-Helene-Heim
Waldfriedhof Zehlendorf
Der Waldfriedhof im südwestlichen Stadtteil Zehlendorf ist einer der jüngsten Begräbnisorte Berlins. Er wurde unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Kiefernwald angelegt und in den folgenden Jahren mehrfach vergrößert. Der Friedhof gilt als Prominentenfriedhof, weil hier mehrere bedeutende Persönlichkeiten der Berliner Geschichte beerdigt wurden – darunter Walter Scheel, Willy Brandt, Hildegard Knef und Hans Scharoun, der Architekt der Berliner Philharmonie. Eine Besonderheit des Waldfriedhofs ist der 1953 angelegte italienische Ehrenfriedhof, auf dem an die mehr als 1.100 im Zweiten Weltkrieg in Berlin gefallenen italienischen Soldaten erinnert wird.
Adresse: Wasgensteig 30, 14129 Berlin; Haltestelle: Nikolassee
Zentralfriedhof Friedrichsfelde
Der Friedhof im Osten Berlins wurde 1881 angelegt. Ursprünglich galt er als Armenfriedhof, weil hier bis zum Jahr 1911 vor allem mittellose Menschen ihre letzte Ruhe fanden, deren Beerdigungskosten von der Stadt bezahlt wurden. Aufgrund seiner parkähnlichen Gestaltung wurde der Friedhof im frühen 20. Jahrhundert aber zunehmend auch von wohlhabenden Berliner Bürgerfamilien als Begräbnisstätte genutzt. Heute ist der Zentralfriedhof jedoch vor allem als "Sozialistenfriedhof" bekannt, weil hier zahlreiche sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Politiker ihr Grab haben. Viele von ihnen werden in der 1951 angelegten "Gedenkstätte der Sozialisten" gewürdigt, darunter Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Ernst Thälmann und Walter Ulbricht. Zu den prominenten Bestatteten auf dem Zentralfriedhof zählt darüber hinaus die Künstlerin Käthe Kollwitz.
Adresse: Gudrunstraße 33, 10365 Berlin; Haltestelle: Lichtenberg
III. Städtischer Friedhof Stubenrauchstraße
Der kleine Friedhof an der Stubenrauchstraße im Stadtteil Schöneberg ist auch als "Künstlerfriedhof" bekannt. Schließlich weist wohl keine andere Berliner Begräbnisstätte eine so hohe Dichte an Gräbern von Bildhauern, Malern, Musikern, Schauspielern und Schriftstellern auf. Das wohl mit Abstand prominenteste Grab auf dem im Jahr 1881 eröffneten Friedhof gehört der Schauspielerin Marlene Dietrich ("Ich bin, Gott sei Dank, Berlinerin"), die 1992 hier ihre letzte Ruhe fand.
Adresse: Stubenrauchstraße 43-45, 12161 Berlin; Haltestelle: Bundesplatz