"Würden heute anders handeln"

Bischof Bode räumt Versäumnisse beim Umgang mit Missbrauch ein

Veröffentlicht am 19.12.2018 um 18:27 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück ‐ Das Bistum Osnabrück hat Missbrauchsfälle öffentlich gemacht – und Bischof Franz-Josef Bode meldet sich selbstkritisch zu Wort: Heute würde er anders handeln. Und er hat auch Vorschläge, was sich in der Missbrauchsaufklärung in der Kirche ändern muss.

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Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode räumt Versäumnisse beim Umgang mit den Missbrauchsfällen ein, die sein Bistum in der vergangenen Woche öffentlich gemacht hatte. Gegenüber dem Radiosender NDR1 sagte er am Mittwoch, er wünsche sich, "wir wären damals aktiver geworden". Heute würde man direkt die Staatsanwaltschaft einschalten "oder die Staatsanwaltschaft würde von sich aus tätig werden".

An den Wirkungsorten des beschuldigten Priesters sei das damals nicht möglich gewesen, da die Taten zu sehr tabuisiert worden seien. Bode hatten den Priester 1997 vorzeitig pensioniert. Im Bistum habe man allerdings versäumt, die ausgesprochenen Sanktionen durchzuhalten. Eigentlich sei dem Ruhestandsgeistlichen ein priesterlicher Einsatz nur in Altenheimen gestattet gewesen, stattdessen habe er weiterhin in der Gemeinde gewirkt. Auch wenn aus dieser Zeit keine weiteren Fälle bekannt seien, sei das, so Bode, ein "Versäumnis, das nicht hätte passieren dürfen".

Bode für gemeinsamen Missbrauchs-Strafgerichtshof der Bistümer

Bisher sind dem Bischof keine weiteren Fälle aus seinem Bistum bekannt. Es gebe auch keinen Generalverdacht gegen Priester, Einzelfälle könne man aber nicht ausschließen: "Da kann man nicht sicher sein. Das ist so eine verborgene Angelegenheit, wo sich Menschen erst nach Jahren melden."

Zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle hält Bode eine größere Unabhängigkeit der zuständigen Kommissionen von der Kirche für wünschenswert: "Das wird aber in den einzelnen Diözesen besser zu regeln sein als auf Bischofskonferenzebene." Anders verhalte es sich bei der kirchlichen Gerichtsbarkeit in Missbrauchsangelegenheiten. Hier schlägt er einen gemeinsamen Strafgerichtshof der Bistümer vor, der externe Expertise bündeln könne.

Auf Bischofsbrief hin meldeten sich weitere Opfer

Am Wochenenden wurden in den Gemeinden des Bistums Osnabrücks ein Brief des Bischofs verlesen, in dem er von Übergriffen eines Priesters in den 1980er- und 1990er-Jahren berichtet. Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Gerüchte gegeben habe, hätten sich vor einem Jahr erstmals Zeugen mit konkreten Vorwürfen gegen den Pfarrer bei ihm gemeldet, heißt es in dem Brief. Die Vorwürfe seien an die unabhängigen Ansprechpersonen für Opfer von sexuellem Missbrauch in der Diözese, an die Staatsanwaltschaft und an die Glaubenskongregation weitergegeben worden. Der Priester hat mittlerweile seine Schuld eingeräumt. Wegen seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit sei aber von einem Verfahren vor einem kirchlichen Gericht abgesehen worden. Nach staatlichem Recht sind die Taten verjährt. Anfang der Woche haben sich weitere Betroffene an das Bistum gewandt.

Franz-Josef Bode ist seit 1995 Bischof von Osnabrück. Bereits 2010 hat Bode in einem Bußakt im Rahmen eines Gottesdienstes am 1. Advent ein Schuldbekenntnis für die Missbrauchsdelikte in seinem Bistum abgelegt. Damals sagte er: "Was hier an Menschen, an jungen und jüngsten Menschen durch Personen der Kirche getan worden ist, muss vor Gott ausgesprochen werden, denn nur unter seinen Augen, unter seinem Blick, in seiner Gegenwart werden wir richtig erkennen, was in unserer Kirche geschehen ist." Bode ist seit 2017 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und leitet ihre Pastoralkommission. (fxn)