Essener Oberhirte will über Zölibat und Frauenamt sprechen

Bischof Overbeck: Die alte Zeit ist zu Ende!

Veröffentlicht am 13.01.2019 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Gläubige und Öffentlichkeit erwarten eine ernsthafte Erneuerung der Kirche, sagt Essens Bischof Franz-Josef Overbeck. Und deshalb will er wirklich über alles sprechen: egal ob Weihe, Zölibat oder Frauenamt. Aber ein Patentrezept für die Zukunft habe auch er nicht.

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Der Essener Bischof Franz Josef-Josef Overbeck hat dafür geworben, mutig und frei über Fragen zu Priesterbild, Frauenamt und Sexualmoral nachzudenken. "Die alte Zeit ist zu Ende!", schreibt Overbeck in seinem "Wort des Bischofs", das am Wochenende in allen Kirchen des Bistums verlesen wurde. Die katholische Kirche stehe angesichts der Unruhe und des Zorns vieler Menschen aufgrund grundlegender Missstände vor einer Zeitenwende. Priesterbild und Weiheamt, Hierarchie, Zölibat, Frauenamt und Sexualmoral stünden deshalb auf der Tagesordnung.

"Eine breite Mehrheit der Gläubigen und der gesellschaftlichen Öffentlichkeit erwarten angesichts einer schon Jahre andauernden Diskussion nun eine ernsthafte Erneuerung der Kirche", schreibt Overbeck. Denn selbst diejenigen erwögen einen Kirchenaustritt, die sich das bislang nie hätten vorstellen können. Nun gehe es nicht darum, eine bestimmte, vertraute Gestalt der Kirche zu retten, sondern "nach neuen Wegen zu suchen, um mit Gott in Berührung zu kommen".

Kein einfaches Patentrezept für die Zukunft

Manche Entwicklung sei bereits angestoßen, so Overbeck weiter. So wüchsen in der Kirche Offenheit und Ehrlichkeit, Tabus lösten sich auf. Im Bistum Essen experimentiere man mit neuen pastoralen Angeboten wie Segensfeiern für Neugeborene. Außerdem würden Wortgottesdienste und Begräbnisse auch von ehrenamtlichen Frauen und Männern geleitet. Doch weder er selbst als Bischof noch sonst jemand könne ein einfaches Patentrezept für die Zukunft haben. Overbeck bittet in seinem Hirtenwort darum, "in diesen schwierigen Zeit achtsam und sehr behutsam miteinander umzugehen und Konflikte auf zivilisierte, christliche angemessene Weise auszutragen".

Overbeck hatte sich bereits mehrfach für Reformen in der Kirche ausgesprochen. Im Dezember gestand er - gerade mit Blick auf den Missbrauchsskandal -, mit der Kirche in ihrer gegenwärtigen Gestalt zu hadern. Er kündigte an, über Priesterleben und Priesterbild "ganz offen diskutieren" zu wollen. Einen Monat zuvor sagte er das gleiche über die Sexualmoral. Es gehe unter anderem um theologische Fragen zur Homosexualität, zu Gender oder zu den Rollen von Mann und Frau, so der Bischof. (bod)