Bischof Tobin: Twitter macht mein Amt menschlicher
Twitter macht das Bischofsamt menschlicher, findet Thomas Tobin. Seit gut vier Monaten setzt der Oberhirte des Bistums Providence im US-Bundesstaat Rhode Island in dem Netzwerk persönliche Nachrichten ab – und hat viel Gefallen daran gefunden, wie er nun der Seite "Crux" verriet. Dabei habe er zunächst noch gezögert, sich einen Twitter-Account zuzulegen, da er die Plattform für trivial und eine Zeitverschwendung hielt.
Schließlich habe er jedoch die Bedeutung der Plattform doch anerkennen müssen, sagt Tobin. Immerhin werde sie auch von Papst Franziskus und Präsident Donald Trump genutzt. "Ihr großer Vorteil ist, dass sie unmittelbar ist und außerdem ist das Netzwerk riesig … Ich schätze, das ist es auch, was Präsident Trump so nützlich findet." Da er die Plattform, anders als etliche seiner Amtsbrüder, nicht von Mitarbeitern betreuen lasse, brauche er "eine große Portion Sorgfalt" bei der Formulierung seiner Posts. Tobin verstehe Twitter damit auch als Möglichkeit, sein bischöfliches Lehramt zu erweitern.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Seit Februar hat Tobin knapp 400 Tweets abgesetzt, im Schnitt etwa drei bis vier pro Tag. In vielen seiner Nachrichten setzt der Bischof sich mit Themen rund ums Kirchenjahr auseinander. Häufig geht es aber auch um aktuelle Debatten aus Kirche und Gesellschaft. So wollte er etwa Anfang Juni von seinen 4.500 Followern wissen, was sie von katholischen Freiluft-Hochzeiten halten. Im Mai fragte er sich öffentlich, warum sich Menschen über die Streichung des Abtreibungsverbots aus der irischen Verfassung wunderten; "die westliche Welt hat ihren moralischen Kompass verloren", lautete Tobins nüchterne Feststellung.
Wenn Hündin Annie den Garten umgräbt
Von teils bissigen Kommentaren zum politischen Geschehen abgesehen finden die Twitter-User beim twitternden Bischof viel Humor und Privates. Immer wieder geht es dabei Tobins um vierjährige Hündin Annie, etwa wenn sie die frisch gemulchten Blumenrabatten im Bischofsgarten umgewühlt hat. Anlässlich des Vatertages erinnerte sich der 70-Jährige an gemeinsame Golfrunden mit seinem Vater und die sich stets anschließenden Abendessen mit seiner Mutter.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Auch Selbstironie gehört fest zum Stil des twitternden Oberhirten. Als er in einem Tweet um Gebete wegen eines akuten Rückenleidens bat, schob er zugleich hinterher: "Die gute Nachricht ist, dass mein Twitter-Finger problemlos funktioniert. Ungläubige, Häretiker, Atheisten und Abtrünnige: Seht Euch vor!" Zugleich scheint Tobin seine anfängliche Skepsis über den Tiefgang vieler Social-Media-Posts nicht völlig verloren zu haben. Mitte Mai gab er freimütig zu: "Mir ist gerade aufgefallen, dass ich, wenn ich genauso viel Zeit mit meiner Bibel wie mit meinem Smartphone verbringen würde, ein besserer Bischof wäre." Knapp 900 Usern gefiel dieser Tweet. (kim)
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.