Bischöfe Bode und Heße wollen offeneren Umgang mit Homosexuellen
Die Bischöfe Franz-Josef Bode und Stefan Heße haben sich für einen offeneren Umgang ihrer Kirche mit Homosexuellen ausgesprochen. "Wenn schwule Männer und lesbische Frauen sich trotz erlebter Zurückweisungen als gläubige Christinnen und Christen bekennen und in der Kirche um pastorale Begleitung auf ihrem Lebensweg bitten, ist das sehr beeindruckend und fordert heraus, gemeinsam Perspektiven zu entwickeln", schreiben sie in einem gemeinsamen Geleitwort eines am Dienstagabend in Hamburg vorgestellten theologischen Buches.
Der Hamburger Erzbischof Heße betont: "Ich sehe, dass wir als Kirche nur glaubwürdig in diese Gesellschaft hineinwirken können, wenn wir uns mit den Lebenswirklichkeiten der Menschen befassen." Dazu gehörten in Hamburg selbstverständlich auch schwule Männer und lesbische Frauen. Bode, Bischof von Osnabrück und zugleich stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ergänzt: "Seelsorge darf heute weniger denn je die ausschließen, die um Begleitung bitten." Bode hatte bereits im Januar vergangenen Jahres angeregt, über Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften nachzudenken.
Der Sammelband "Mit dem Segen der Kirche? Gleichgeschlechtliche Paare im Fokus der Pastoral" enthält Beiträge einer nicht-öffentlichen Fachtagung der katholischen Akademien Osnabrück und Hamburg, die bereits im Juni 2018 in Hamburg stattgefunden hatte. Darin plädieren deutschsprachige Theologen, kirchliche Mitarbeiter und Betroffene für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durch die Kirche.
Katholische Kirche befindet sich in Grundlagenstreit
"Die katholische Kirche befindet sich in einem Grundlagenstreit", sagte der Theologe Hans-Joachim Sander, einer der Autoren, bei der Buchvorstellung. Bislang berufe sie sich ausschließlich auf innerkirchlich gewachsene Überzeugungen und nehme nicht zur Kenntnis, dass es Erfahrungen der Liebe zwischen Menschen gleichen Geschlechts gebe, so der in Salzburg lehrende Dogmatiker. Thomas Schüller forderte mehr Mut von den deutschen Bischöfen in dieser Frage. Der Münsteraner Kirchenrechtler erläutert in seinem Beitrag in dem Band, dass es den einzelnen Bischöfen schon jetzt durchaus möglich sei, für ihre jeweiligen Bistümer Segnungen homosexueller Paare zu erlauben.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing hatte am Freitag erklärt, dass er Segensfeiern für homosexuelle Paare derzeit nicht für möglich halte. Er begründete seine Ansicht damit, dass solche Feiern der Haltung seiner Kirche widersprächen und er eine Spaltung innerhalb dieser vermeiden wolle. Zuvor hatte der emeritierte Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings die Segnung homosexueller Paare befürwortet. "Es ist meine persönliche Meinung, dass die Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften segnen kann", sagte Geerlings. Als erster deutscher Bischof hatte der Osnabrücker Franz-Josef Bode Anfang vergangenen Jahres dafür plädiert, eine Diskussion über die Segnung anzuregen. "Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert", so Bode damals.
Schüller kritisierte die Erklärung Bätzing. Er habe kein Verständnis für dessen Aussage, betonte der Kirchenrechtler: "Vielleicht sollte man dem Bischof in Erinnerung rufen, dass er Teil des kirchlichen Lehramtes ist." Daher, so Schüller weiter, könne er in solchen Fragen auch eigene Entscheidungen treffen. Sander vermutet hinter der Aussage möglicherweise eine Taktik. Wenn sich Bätzing jetzt für Segensfeiern ausspräche, würde er sich bereits vor Beginn des geplanten Dialogs zur Erneuerung der Kirche festlegen und könne nicht offen in den Diskussionsprozess einsteigen, so der Dogmatiker. Die deutschen Bischöfe wollen im Dezember den Startschuss für den "synodalen Weg" geben. Bätzing soll dabei die Arbeitsgruppe zum Thema "Sexualmoral" leiten. (tmg/KNA)
28.8., 11:45 Uhr: Ergänzt um Absatz 6.