Debatte um Kommunion hält nach Papst-Äußerung an
Auch nach den jüngsten Papst-Äußerungen hält die Debatte um den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner an. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte, es gehe nicht darum, "dass es am Ende einen Sieger gibt". Es sei wichtig, "dass alle Beteiligten am Montag an einem Tisch sitzen und über die eindeutige Antwort aus Rom miteinander sprechen", so Woelki vor dem kommenden Treffen der deutschen Bischöfe in Berlin. "Die Bischöfe sind dann in der Pflicht, den Gläubigen das Wesen der Eucharistie ohne Missverständnisse näher zu bringen."
Die Kardinäle Walter Kasper und Gerhard Ludwig Müller zeigten sich unterdessen einig in der Einschätzung, dass der Streit der Kirche schade. Das "Zerwürfnis" werde nur schwer zu heilen sein, schreibt Müller in einem Gastbeitrag für die Juli-Ausgabe der Zeitschrift "Herder Korrespondenz". Kasper äußert in seinem Text die Hoffnung, den "unsäglichen Streit" möglichst bald mit einer einvernehmlichen Lösung zu überwinden. In der Sache vertreten die beiden deutschen Kardinäle nach wie vor gegensätzliche Ansichten.
Kasper betont, die Teilnahme an der Kommunion sei für mit Katholiken verheiratete evangelische Christen "im Einzelfall" möglich, wenn sie dies "sehnlich wünschen" und sich im Blick auf die Kommunion zur katholischen Glaubenslehre bekennen. Müller schreibt, prinzipiell könnten nur solche Christen die Kommunion empfangen, "die in voller sichtbarer Communio mit der katholischen Kirche stehen". Ziel der ökumenischen Verständigung sei nicht die gegenseitige Einladung zur Kommunion bei getrennt bleibenden Gemeinschaften, sondern die "sichtbare Einheit der Kirche", betont der frühere Vorsitzende der vatikanischen Glaubenskongregation.
Kirchenrechtler warnt vor "Flickenteppich"
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller warnte vor einem "pastoralen Flickenteppich". Nach den Äußerungen des Papstes bleibe "für die liberaler Gesinnten viel Spielraum", sagte er der "Frankfurter Rundschau". Eine Regelung mit Einzelfalllösungen von Bistum zu Bistum würde allerdings zu einer "absurden Situation" führen, "weil die ökumenische Ausgangslage mit den gemischt-konfessionellen Ehen doch überall sehr ähnlich ist".
Linktipp: Nicht "ex cathedra", sondern aus dem Flieger
Was bedeutet die spontane Antwort eines Papstes in einer Pressekonferenz für die kirchliche Lehre? Die Frage stellt sich derzeit mit Blick auf die Debatte um die Kommunionhandreichung der deutschen Bischöfe.Offenbar wolle Franziskus den Streit der deutschen Bischöfe dadurch befrieden, "dass er es jetzt eben jeden so machen lässt, wie er will." Experten hatten am Freitag aber auch darüber spekuliert, ob der Papst bei seiner spontanen Antwort auf dem Rückflug von seinem Besuch in Genf mit dem Wort "universal" tatsächlich eine Gültigkeit für die gesamte Weltkirche gemeint hatte.
Am Donnerstagabend hatte Franziskus gesagt, der Brief der Glaubenskongregation an die deutschen Bischöfe sei "keine ökumenische Bremse". Die geplante und durch den Brief gestoppte Handreichung zum Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner sei sogar restriktiver gewesen, als es das Kirchenrecht vorsehe. Keinesfalls hätten die Bischöfe die Kommunion für alle öffnen wollen.
Die Bischofskonferenz hatte sich im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit auf die bisher nicht veröffentlichte Handreichung geeinigt, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können. Sieben Bischöfe baten daraufhin den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann.
Nach Gesprächen Anfang Mai in Rom verwies der Vatikan den Konflikt zunächst an die Bischofskonferenz zurück. Anfang Juni wurde dann ein Brief der Glaubenskongregation bekannt, in dem es heißt, Franziskus sei zu dem Schluss gekommen, "dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist". Nach der Papstreise zum Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf äußerte sich Franziskus auf dem Rückflug erstmals öffentlich zu der Angelegenheit. Am Montag und Dienstag werden die deutschen Diözesanbischöfe bei ihrem turnusmäßigen Treffen im sogenannten Ständigen Rat erneut über das Thema und das weitere Vorgehen beraten. (luk/KNA)