Der Pater
"In diesem Job kann man nicht auf Durchmarsch setzen", beschreibt der 1951 in Bonn geborene Geistliche sein Amtsverständnis. Unter bisher drei Konferenzvorsitzenden hat er gedient: Vom Mainzer Bischof Karl Lehmann engagiert, setzten und setzen auch Erzbischof Robert Zollitsch und Kardinal Reinhard Marx auf seine Erfahrung an einer Schaltstelle der katholischen Kirche.
Falsche Demut liegt dem hochgewachsenen, etwas schlaksig wirkenden Langendörfer allerdings fern: Er weiß, dass er die Richtung mitbestimmt und dass von ihm Lösungsvorschläge erwartet werden, wenn es irgendwo in der Kirche in Deutschland brennt. Und das nicht erst, seit der Limburger Finanzskandal gezeigt hat, dass Probleme in einer Diözese Auswirkungen auf die ganze Kirche haben. Deshalb wäre eigentlich eine starke Zentrale notwendig. Dagegen steht das Kirchenrecht und die darin verankerte Unabhängigkeit der Bistümer, Hilfswerke und Orden. Dagegen steht auch die Pluralität im Denken der Bischöfe.
Zielscheibe rechtskatholischer Kreise
Als im vergangenen Jahr das Arbeitsrecht der Kirche liberalisiert und ein anderer Umgang mit geschiedenen und wiederverheirateten Kirchenmitarbeitern beschlossen werden sollte, waren zahllose Verhandlungsrunden notwendig, bis alle Bischöfe mit im Boot waren. Weil er stets für die "Anschlussfähigkeit" von Kirche und Gesellschaft wirbt, ist Langendörfer mitunter auch Zielscheibe rechtskatholischer Kreise, die ihm zu große Liberalität oder mangelnde Kampfbereitschaft vorhalten. "Das Salz der Funktionärskirche ist schal geworden", heißt es da schon mal mit Blick auf den Jesuiten.
Das Amt des Sekretärs der Bischofskonferenz ist eines der schwierigsten in der katholischen Kirche in Deutschland. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" beschrieb ihn daher einmal als "Spinne in einem oft zum Zerreißen gespannten Netz". "Der Pater", wie er im Sekretariat genannt wird, sei ein Überlebenskünstler. Das Themenspektrum, das der Jesuit im Dienst der Bischöfe bearbeitet, ist weit: Vom neuen Messbuch bis zur schmerzlich durchgezogenen Trennung vom Weltbildverlag reicht die Palette. Als Sekretär hat er auch weitere Ämter, etwa im ZDF-Fernsehrat. Gegenwind begegnet Langendörfer - zumindest nach außen - mit Gelassenheit und viel rheinischem Humor. Rückhalt findet er in seiner Familie, im Freundeskreis und im Jesuitenorden.
Politisches Geschick bei Krisenthemen
Von seinem Großvater, der als Bonner Oberstadtdirektor in der Nachkriegszeit mit dafür sorgte, dass Bonn Bundeshauptstadt wurde, scheint Langendörfer das politische Geschick geerbt zu haben, und von seinem Vater, einem Arzt, die Fähigkeit zu klarer Diagnose. Mit einigem Selbstbewusstsein blickt er auf die Großthemen der vergangenen Jahren zurück: Dass die Kirche nach der Aufdeckung des Missbrauchsskandals im Frühjahr 2010 schnell einen Aktionsplan entwickelte, der von besserer Zusammenarbeit mit der Justiz über die Entschädigung von Opfern bis zur stärkeren Vorbeugung reichte, ist auch ihm zu verdanken. Ebenso, dass die Bischöfe im Vorfeld der Weltfamiliensynode ungeschminkt die Ergebnisse einer Umfrage nach Rom meldeten, nach der zwischen kirchlicher Lehre zu Sexualität und Familie und dem Alltagsleben der Katholiken eine große Kluft besteht.
Sehr am Herzen liegt dem Rheinländer, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundeskanzleramt unter Helmut Kohl politische Erfahrungen sammelte, eine stärkere Präsenz in Berlin. Die Kirche wolle "in Kultur und Wissenschaft, dem gesellschaftlich-sozialen Dialog und auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen präsenter werden", kündigte er an. So prüft eine Arbeitsgruppe der Bischöfe, ein Wissenschaftskolleg in der Hauptstadt zu gründen. Auch eine "außenpolitische Denkfabrik" sei nach den Vorstellungen einiger Bischöfe denkbar, so Langendörfer.