Bischofskonferenz veröffentlicht 74-seitige Arbeitshilfe für Gemeinden

Deutschlands Bischöfe treten dem Rechtspopulismus entgegen

Veröffentlicht am 25.06.2019 um 14:54 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die deutschen Bischöfe sind besorgt: Rechtspopulistische Tendenzen reichen inzwischen immer weiter auch in die Kirche hinein. Deshalb hat die DBK ein Arbeitspapier zum kirchlichen Umgang mit dieser Entwicklung vorgestellt. Das Dokument versteht sich als Leitfaden für Gemeinden, um dem Populismus zu widerstehen.

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Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich besorgt über rechtspopulistische Tendenzen bis weit in bürgerliche und kirchliche Milieus hinein geäußert. Dazu stellte sie am Dienstag in Berlin ein Arbeitspapier vor, das Kirchengemeinden zum kritischen Dialog ermutigen soll. "Es ist uns ein Anliegen, ein Gesprächsangebot für alle Gläubigen zu formulieren - unabhängig von ihrer politischen Auffassung", sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der in der Bischofskonferenz für Migrationsfragen zuständig ist. Die Kirche trage auch für jene eine seelsorgliche Verantwortung, die mit rechtspopulistischen Tendenzen sympathisieren.

Nach den Worten des Osnabrücker Bischofs und Vorsitzenden der Pastoralkommission, Franz-Josef Bode, geht es um eine Haltung, die einen "Umgang mit populistischen Tendenzen und eine Grenzziehung gegenüber gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ermöglicht". Dem dienten auch die zahlreichen im Text aufgeführten Praxisbeispiele. Auch in den eigenen Gemeinden gebe es Menschen, die Angst davor haben, "überfremdet" zu werden, so Bode. Das Papier solle den Dialog ermöglichen, Empathie wecken, Misstrauen überwinden und zur Unterscheidung der Geister beitragen.

Erzbischof Stefan Heße
Bild: ©Erzbistum Hamburg/Guliani/vonGiese co-o-peration

Erzbischof Stefan Heße.

Für den Vorsitzenden der deutschen Kommission Justitia et Pax, den Trierer Bischof Stephan Ackermann, soll die Arbeitshilfe auch das universelle menschenrechtliche Denken stärken. Das Grundgesetz verdeutliche den Vorbehalt gegenüber einer Verabsolutierung der Volkssouveränität etwa als Herrschaft der Mehrheit besonders durch den Gottesbezug. Für das "Dilemma" bei der Frage eines Dialogs mit der AfD, wie es Ackermann bezeichnete, gibt die Arbeitshilfe keine klare Empfehlung. Der gerade zu Ende gegangene evangelische Kirchentag hatte keinen AfD-Vertreter zu Podien eingeladen. Das habe der AfD viel Aufmerksamkeit verschafft, sagte Ackermann und ergänzte: Das habe ihr "zu viel Ehre" angetan. Der letzte Katholikentag in Münster hatte einen AfD-Vertreter auf einem Podium. Ackermann räumte aber ein, den "goldenen Mittelweg" zu finden, sei schwer.

Keine Kontakte zwischen Bischofskonferenz und AfD

Grenzen hat das Dialogische auch beim direkten Kontakt zwischen Bischofskonferenz und AfD. Auf Landesebene gebe es Kontakte zu einzelnen katholischen Abgeordneten, sagte Sprecher Matthias Kopp. Auf die Frage, ob offizielle Gespräche zwischen AfD-Vertretern und Bischofskonferenz möglich würden, sagte Heße: "So weit sind wir noch nicht."

Die 74-seitige "Arbeitshilfe zum kirchlichen Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen" steht unter dem Titel "Dem Populismus widerstehen". Das Dokument bietet Informationen und Argumente zu thematischen Schwerpunkten. So erläutert es die Charakteristiken des Populismus und sein Verhältnis zur Demokratie sowie typische Inhalte und Vorgehensweisen von Rechtspopulisten. Bei Kernthemen wie Flucht- und Vertreibung, dem Eintreten gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit oder dem Verständnis von Ehe, Familie und Geschlechterverhältnis verdeutlicht das Papier die Position der Kirche und deren Kritik an rechtpsopulistischen Auffassungen. In der Frage von Heimat und Identität wenden sich die Bischöfe gegen ein exklusives Verständnis, das dem universellen Geist der Kirche und der gleichen Würde aller Menschen vor Gott widerspreche. (tmg/KNA/epd)

Zur DBK-Arbeitshilfe

Hier finden Sie das vollständige Dokument.