Diaspora-Aktion: Wichtiges Zeichen der Solidarität
Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken hat am Sonntag in Erfurt seine bundesweite Diaspora-Aktion eröffnet. Sie steht unter dem Leitwort "Keiner soll alleine glauben. Unsere Identität: Segen sein". Das in Paderborn ansässige Hilfswerk strebt damit an, dass "der Glaube in einer weithin entchristlichten Gesellschaft neu und aktuell zur Sprache gebracht wird". Im Fokus stehen dabei Katholiken, die in Deutschland, Skandinavien und dem Baltikum ihren Glauben als Minderheit leben. Am Diaspora-Sonntag (19. November) findet in allen katholischen Gottesdiensten in Deutschland eine Kollekte statt, um Projekte in diesen Gebieten zu unterstützen.
Neymeyr: Segen ist Zusage eines sorgenden Gottes
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr betonte in seiner Predigt zur Eröffnung, dass die Unterstützung durch das Bonifatiuswerk für die Kirche in Minderheitensituationen ein "wichtiges Zeichen der Solidarität und eine Ermutigung" sei. Das gelte gerade in Ostdeutschland, wo sich die Katholiken als Minderheit einer Mehrheit gegenüber sähen, die "seit Generationen keine Religion kennt und als Folge staatlicher ideologischer Indoktrination Vorbehalte gegenüber Religion hat". "Wir brauchen hier die Solidarität, finanziell und personell, aber auch spirituell", so Neymeyr, der seit 2014 dem thüringischen Bistum mit seinen aktuell 149.500 Katholiken vorsteht.
Neymeyr rief die Christen auf: "Wir sollten uns nicht scheuen, Menschen zu segnen." Segen gebe Kraft und sei mehr als ein Wunsch oder Gebet. Es sei eine Zusage des sorgenden Gottes an den Menschen: "Das große Heil und Leben Gottes wird so mitten im konkreten Alltag des Lebens erfahren." In diesem Zusammenhang sei auch wichtig, "immer wieder einmal daran zu erinnern, dass nicht nur Amtsträger andere Menschen segnen können, sondern auch jeder getaufte und gefirmte Christ".
Der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, Georg Austen, appellierte an die Christen, selbst Segen für andere zu sein. Konkret bedeute dies etwa, das Leben gutzuheißen, auch mit seinen Brüchen, anderen zuzuhören und solidarisch zu sein. "Auch wenn meine Fröhlichkeit ansteckend wirkt, kann ich zum Segen für andere werden", so Austen. "Christsein ist nichts für griesgrämige Gestalten." Zugleich betonte er, dass gerade auch aus der sogenannten Diaspora Impulse für die Kirche kämen: "Wir haben aus Erfurt viele pastorale Anstöße bekommen, etwa wie man auf nicht glaubende Menschen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch kommen kann."
Sternberg: Kirchen stehen nicht vor dem Ende
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, zeigte sich beim anschließenden Festakt überzeugt, dass es auch in einer zunehmend pluralen und säkularen Gesellschaft möglich sei, konfessionelle Identität zu entwickeln: "Vor dem Ende stehen die Kirchen - steht die Kirche - in Deutschland nicht." Gerade beim Thema Segen empfänden die Menschen dies als etwas Gutes, auch religiös Fernstehende. Als weitere Herausforderung bezeichnete er die Begegnung mit dem Islam: "Bei allen Ängsten, die berechtigt sind, stehen wir vor dem Problem der Islamphobie." Er sei aber überzeugt, dass auch in diesem Zusammenhang ein Dialog unter Gläubigen - ob christlich oder islamisch - am besten funktioniere, wenn diese sich intensiv mit ihrem eigenen Glauben auseinandergesetzt hätten.
Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken mit Sitz in Paderborn wurde 1849 in Regensburg vom Katholischen Verein Deutschlands als eigener "Missionsverein für Deutschland mit dem Namen Bonifatius-Verein" gegründet. Namensgeber des Werks ist der als Apostel der Deutschen geltende heilige Bonifatius (672/675-754). Im Einzelnen fördert das Bonifatiuswerk den Bau und die Renovierung von Kirchen, unterstützt die Aus- und Weiterbildung von Priestern und die Seelsorge an Kindern und Jugendlichen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Motorisierung der oft großräumigen Diaspora-Gemeinden durch sogenannte "Boni-Busse". Zunehmend fördert das Werk auch neue und experimentelle pastorale Initiativen. In diesem Jahr leistet es Hilfe im Wert von insgesamt 13,6 Millionen Euro. (bod/KNA)