Diözese Würzburg rechnet mit 15 Millionen Euro Defizit
Die Diözese Würzburg rechnet trotz leicht steigender Kirchensteuereinnahmen für 2019 mit einem Minus von rund 15 Millionen Euro. Deshalb wird sich das katholische Bistum nach den Worten von Bischof Franz Jung mittelfristig von Aufgaben verabschieden. Allen Hauptabteilungen im Ordinariat verordnete Jung "absolute Haushaltsdisziplin". Ziel sei eine rasche Konsolidierung des Haushalts in den kommenden Jahren trotz eines erwarteten Rückgangs der Kirchensteuereinnahmen, sagte er am Montag. Der Etat hat ein Volumen von knapp 221 Millionen Euro.
Schon in den vergangenen beiden Jahren musste das Bistum Geld aus den Rücklagen nehmen, um den Haushalt auszugleichen. 2017 waren es knapp 18 Millionen Euro; 2018 waren rund 10 Millionen Euro veranschlagt worden, ob die gebraucht wurden, wird erst die Jahresrechnung in einigen Monaten zeigen. Vor drei Jahren dagegen erwirtschaftete die Diözese mit derzeit rund 745.000 Katholiken ein Plus von knapp sieben Millionen Euro. Neben preisbedingten Steigerungen bei Bauausgaben wuchsen auch die Personalkosten, wie der kommissarische Finanzdirektor Andreas Hammer sagte. So seien die Tarifabschlüsse 2018 um mehr als drei Prozent, die Kirchensteuereinnahmen jedoch nur um zwei Prozent gestiegen.
Bischof Jung: Schwerpunktsetzungen nötig
Jung betonte, es brauche für einen ausgeglichenen Haushalt Schwerpunktsetzungen. Man müsse auch fragen, in welchen Bereichen man andere Träger und Organisationen einschließlich des Staates künftig um mehr Engagement und Beteiligung bitten werde. Ein weiteres Ziel sei Transparenz bei der Verwendung der Mittel. Der aktuelle Haushalt sei schon nach der Systematik des Handelsgesetzbuches (HGB) aufgestellt. Spätestens der Jahresabschluss 2020 soll den HGB-Standards für große Kapitalgesellschaften entsprechen.
Außerdem müssten Aufsichtsgremien mit externen sachverständigen Personen besetzt sein. So solle etwa der Diözesanvermögensverwaltungsrat neu aufgestellt und gestärkt werden. Interessenkonflikte müssten vermieden werden. "Wer Geld verwaltet, kann sich nicht selbst kontrollieren", sagte der Bischof. Bei der Aufstellung des Haushaltes habe er darauf geachtet, dass die einzelnen Ansätze der Hauptabteilungen das Vorjahresniveau nicht überstiegen. Es soll zudem ein Haushaltscontrolling geben.
Als Haupteinnahmequelle veranschlagt die Diözese die Kirchensteuer mit rund 177 Millionen Euro. Das sind 80,3 Prozent des Gesamthaushalts. Mit rund 125 Millionen Euro sind die Personalkosten für Kleriker und Angestellte der größte Einzelposten bei den Ausgaben. Für Baumaßnahmen sind 31,7 Millionen Euro vorgesehen, etwas mehr als 2018.
Ein Bau-Moratorium soll in der ersten Jahreshälfte 2019 greifen und für mehrere Jahre nur noch die absolut notwendigen Projekte erlauben. Förderzusagen bis 2018 an Kirchenstiftungen gelten dem Finanzdirektor zufolge jedoch. In den kommenden Monaten sollen kirchliche Immobilien erfasst und bewertet werden. In Folge dessen sei auch die Aufgabe einzelner Kirchen nicht ausgeschlossen.
Diözesanratsvorsitzender mahnt effektives Controlling an
Der Vorsitzende des Diözesanrats, Michael Wolf, mahnte ein effektives Controlling bei den Finanzen an. Gleichzeitig betonte er, dass nicht alles unter dem Aspekt des Geldes gesehen werden dürfe. Dabei kämen die Leistungen der Kirche die Gesellschaft zu kurz. Wichtig sei etwa das Engagement bei Kindertagesstätten.
Der Bischöfliche Stuhl erwartet Vermögenserträge und Grundstückserlöse in Höhe von 11,2 Millionen Euro. Fünf Millionen davon fließen in die Finanzierung der Ruhestandsbezüge von Priestern. Die künftigen Personalverpflichtungen werden aber nach Plänen des Bistums aus Gründen der Klarheit und Nachvollziehbarkeit zeitnah komplett auf die sogenannte Emeritenanstalt übertragen.
Auch andere deutsche Bistümer rechnen für das Jahr 2019 mit hohen Verlusten. In Trier rechnet man im kommenden Jahr mit einem Verlust in Höhe von rund 21,3 Millionen Euro. Im Bistum Mainz kalkuliert man für 2019 mit einem Minus von rund 22,9 Millionen Euro. In beiden Diözesen ergibt sich das erwartete Defizit im Wesentlichen durch die Notwendigkeit höherer Rückstellungen für die Pensionslasten. (mal/KNA)